Construction workers: United States of America MCSN Rob Aylward/U.S. Navy
Bauarbeiter

Einheit 9 Der Arbeitsmarkt: Löhne, Gewinne und Arbeitslosigkeit

Wie der Arbeitsmarkt die Löhne, die Beschäftigung und die Einkommensverteilung bestimmt und warum es Hindernisse bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gibt

  • Der Arbeitsmarkt funktioniert ganz anders als der in der vorherigen Einheit beschriebene Brotmarkt, da Unternehmen die Arbeitskraft der Beschäftigten nicht direkt kaufen, sondern lediglich deren Zeit gegen Entlohnung in Anspruch nehmen können.
  • Wie wir in Einheit 6 gesehen haben, wird das Prinzipal–Agent-Modell verwendet, um den Interessenkonflikt zwischen einem Unternehmen und einer beschäftigten Person in Bezug darauf zu erklären, wie hart die beschäftigte Person arbeitet, und warum dieses Problem nicht durch einen Vertrag gelöst werden kann.
  • Das Ergebnis des Lohnsetzungsprozesses für alle Unternehmen in der Wirtschaft ist die Lohnsetzungskurve, diese gibt den mit der jeweiligen Arbeitslosenquote verbundenen Reallohn an.
  • Die Preise, die Unternehmen für ihre Produkte verlangen, werden von der Nachfrage nach ihren Gütern und den Kosten der Arbeit, das heißt dem Lohn, beeinflusst.
  • Das Ergebnis des Preissetzungsprozesses für alle Unternehmen ist die Preissetzungskurve. Diese gibt den Reallohn an, der konsistent mit dem gewinnmaximierenden Preisaufschlag auf die Produktionskosten eines Unternehmens ist.
  • Ein Angebotsüberhang an Arbeitskräften (unfreiwillige Arbeitslosigkeit) ist ein charakteristischer Bestandteil der Arbeitsmärkte, selbst im Gleichgewicht.
  • Ist die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zu gering, liegt die Arbeitslosenquote über dem Gleichgewichtsniveau und kann möglicherweise anhalten.
  • Gewerkschaften und staatliche Maßnahmen können das Arbeitsmarktgleichgewicht beeinflussen.

Wie für viele andere auf der Welt war der Bergbau auch für Doug Grey, einem Arbeiter, der riesige Kräne in Minen im australischen Northern Territory bediente, eine Lebensgrundlage. In den 1990er Jahren half er beim Bau der Zink-Mine MacArthur River, einer der größten der Welt, wo auch sein Sohn Rob seinen ersten Job bekam. „Am Ende fuhr ich Erz-Lkws“, erinnert sich Rob, „das war eine großartige Chance“.

Rob, so schien es damals, war zur richtigen Zeit geboren worden. Er trat in den Arbeitsmarkt ein als der weltweite Rohstoffboom einsetzte, angetrieben durch die Nachfrage der schnell wachsenden Wirtschaft Chinas. Rob lebte eine Zeit lang in Thailand, wo er nur wenig Geld ausgab und zu seinem Arbeitsplatz in Borroloola, Australien, einflog.

Ungefähr zu der Zeit als Rob zu arbeiten begann, nahm Doug, der ältere der Grey-Familie, einen Job in der Pilbara-Eisenerzmine in Westaustralien (WA) an. In der Miene wurde zu der Zeit das Doppelte des durchschnittlichen Familieneinkommens in Australien gezahlt. Sowohl Vater als auch Sohn sammelten beträchtliche Ersparnisse an.

Doch 2015 war der Rohstoffboom in weite ferne gerückt, und die Preise für Erz und Zink fielen weiter. Rob und die anderen in der Mine arbeitenden Personen waren besorgt. „Alle wussten, dass der wirtschaftliche Einbruch und die Rohstoffpreise ein Problem darstellten. Wir hatten das immer im Hinterkopf.“ Ihr Wirtschaftstraum konnte nicht von Dauer sein. „Es war … offensichtlich … dass es zu einem Ende kommen würde,“ erklärte Doug.

Und das tat es. Ende 2015 erhielt Rob die schlechte Nachricht: „Zwei Tage nach meiner Pause rief der Geschäftsführer an und sagte: ,Danke für Ihren Einsatz, wir wissen es zu schätzen, aber wir müssen Sie entlassen.‘“ Auch sein Vater wurde entlassen.

Das Fahren von Erztransportern ist Robs Leidenschaft, und er hofft immer noch, sich wieder hinter das Steuer setzen zu können. Aber das wird nicht passieren, zumindest nicht in der Pilbara-Mine, in der sein Vater einst arbeitete. Angesichts der einbrechenden Nachfrage kürzte das Bergbauunternehmen die Produktion und versuchte die Kosten drastisch zu senken. Dabei ersetzten sie, wo immer dies möglich war, menschliche Arbeitskräfte durch Maschinen. In der Pilbara-Mine sitzt niemand hinter dem Steuer irgendeiner der riesigen Erzroboter, diese werden jetzt von Hochschulabsolventen mit Joysticks im 1200 km entfernten Perth „gesteuert“ (wir kommen auf diesen Automatisierungsprozess und seine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in den Einheiten 16 und 19 zurück).

Der Aufstieg und Fall der Familie Grey basiert auf der Funktionsweise des Arbeitsmarktes in der Bergbau- und Bauindustrie in Westaustralien und dem Northern Territory. Abbildung 9.1 zeigt, dass ihre Erfahrungen alles andere als einzigartig waren. Der Boom bei den Erzpreisen (in der oberen Abbildung) machte den Bergbau äußerst profitabel und führte zu einer starken Nachfrage nach Arbeitskräften, die schließlich die Arbeitslosigkeit unter Bergleuten und Lkw-Fahrer:innen beseitigte. Die Bergbauunternehmen hatten keine andere Wahl, als außerordentlich hohe Löhne zu zahlen, und solange der Boom im Bergbau anhielt, blieben die Unternehmen profitabel.

Mitte 2011 begann der Rückgang der Rohstoffpreise und die Arbeitslosigkeit nahm zu. Das Glück der Familie Grey währte noch vier Jahre.

Reale wöchentliche Einkünfte für Männer in Westaustralien (linke Achse), Weltmarktpreis für Eisenerz und Arbeitslosenquote in Australien (rechte Achse), (1989–2021).
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Abbildung 9.1 Reale wöchentliche Einkünfte für Männer in Westaustralien (linke Achse), Weltmarktpreis für Eisenerz und Arbeitslosenquote in Australien (rechte Achse), (1989–2021).

Australian Bureau of Statistics und International Monetary Fund. Anmerkung: Die Arbeitslosenquoten sind saisonbereinigt.

Wöchentliche Einkünfte
: Das Schaubild zeigt die realen wöchentlichen Einkünfte für Männer in Westaustralien zusammen mit dem Weltmarktpreis für Eisenerz im oberen Feld und der Arbeitslosenquote in Australien im unteren Feld.
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Wöchentliche Einkünfte

Das Schaubild zeigt die realen wöchentlichen Einkünfte für Männer in Westaustralien zusammen mit dem Weltmarktpreis für Eisenerz im oberen Feld und der Arbeitslosenquote in Australien im unteren Feld.

Australian Bureau of Statistics und International Monetary Fund. Anmerkung: Die Arbeitslosenquoten sind saisonbereinigt.

Wachstum verlangsamt sich, Arbeitslosigkeit nimmt zu
: Nach dem Höchststand der Eisenerzpreise verlangsamte sich das Wachstum der Reallöhne und die Arbeitslosigkeit nahm zu.
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Wachstum verlangsamt sich, Arbeitslosigkeit nimmt zu

Nach dem Höchststand der Eisenerzpreise verlangsamte sich das Wachstum der Reallöhne und die Arbeitslosigkeit nahm zu.

Australian Bureau of Statistics und International Monetary Fund. Anmerkung: Die Arbeitslosenquoten sind saisonbereinigt.

In dieser Einheit wird beschrieben, wie der Arbeitsmarkt funktioniert und warum selbst im Gleichgewicht das Angebot an Arbeitskräften (Zahl der Arbeitssuchenden) die Nachfrage nach Arbeitskräften (Zahl der angebotenen Stellen) übersteigt. Personen, die in dieser Situation ohne Arbeit sind, werden als unfreiwillige Arbeitslose bezeichnet (um sie von denjenigen zu unterscheiden, die freiwillig arbeitslos sind, aber eine Stelle suchen).

9.1 Die Lohnsetzungskurve, die Preissetzungskurve und der Arbeitsmarkt

In den vorangegangenen Einheiten haben wir uns mit bestimmten Märkten beschäftigt—zum Beispiel mit dem Kauf und Verkauf von Brot—und manchmal auch mit einem einzelnen Unternehmen. Hier untersuchen wir den Arbeitsmarkt einer gesamten Volkswirtschaft, der die Höhe der Arbeitslosigkeit in der Bevölkerung bestimmt. Wir betrachten preissetzende Unternehmen, die differenzierte Produkte verkaufen (wie in Einheit 7 beschrieben), und eine große Anzahl identischer Arbeitskräfte, die von den Unternehmen für den gleichen, vom Unternehmen festgelegten Lohn beschäftigt werden (wie in Einheit 6 untersucht).

Nominallohn
Der tatsächliche Betrag, den man für seine Arbeit in einer bestimmten Währung erhält. Auch bekannt als: Geldlohn. Siehe auch: Reallohn.

Wir betrachten einen einfachen Fall, in dem der einzige Input Arbeit ist, sodass die einzigen Kosten der Lohn sind und die Gewinne nur durch drei Dinge bestimmt werden: den Nominallohn (der tatsächlich von den Beschäftigten erhaltene Betrag in einer bestimmten Währung), der Preis, zu dem das Unternehmen seine Waren verkauft, und der durchschnittliche Output, den eine Arbeitskraft pro Stunde hervorbringt.

Der Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt verbindet zwei frühere Themen miteinander: Das Unternehmen und dessen Beschäftigte (Einheit 6) sowie das Unternehmen und dessen Kundschaft (Einheit 7). Zwei Dinge, die Sie gelernt haben, sind wichtig, um zu verstehen, wie der Arbeitsmarkt funktioniert.

Beschäftigungsrente
Die ökonomische Rente, die eine beschäftigte Person erhält, wenn der Nettowert des Arbeitsplatzes den Nettowert der nächstbesten Alternative (das heißt der Arbeitslosigkeit) übersteigt. Auch bekannt als: Kosten des Arbeitsplatzverlustes.

Unternehmen und Beschäftigte

Um die Beschäftigten zu motivieren, hart und gut zu arbeiten, müssen die Unternehmen den Lohn ausreichend hoch ansetzen, damit die beschäftigte Person eine Beschäftigungsrente erhält. Dies bedeutet, dass der Verlust des Arbeitsplatzes mit Kosten verbunden ist: Es ist für die Person besser, beschäftigt zu sein, als wegen unzureichender Leistung entlassen zu werden. Wenn die beschäftigte Person im Falle einer Entlassung mit hoher Wahrscheinlichkeit eine andere Arbeit finden wird, was bei einer sehr niedrigen Arbeitslosigkeit (das heißt einem hohen Beschäftigungsniveau) in der Gesellschaft der Fall ist, braucht sie einen höheren Lohn, um hart zu arbeiten. Stellen Sie sich die Lohnfestsetzung als Aufgabe der Personalabteilung (HR, Human Resources) des Unternehmens vor.

Unternehmen und Kundschaft

Bei der Festlegung des Preises für die vom Unternehmen verkauften Waren, müssen Unternehmen aufgrund der Nachfragekurve abwägen, ob sie mehr Waren verkaufen oder einen höheren Preis verlangen wollen. Um den richtigen Preis zu bestimmen, ermittelt das Unternehmen den Preisaufschlaf auf seine Produktionskosten, bei dem die Gewinne aus einem höheren Preis und die Verluste aus einem geringeren Absatz ausgeglichen sind. So maximiert das Unternehmen den Gewinn. Dieser gewinnmaximierende Preisaufschlag bestimmt die Aufteilung der Einnahmen des Unternehmens zwischen Gewinnen (für die Eigentümer:innen) und Löhnen (für die Beschäftigten). Stellen Sie sich die Preissetzung als Aufgabe der Marketingabteilung des Unternehmens vor.

Reallohn
Der Nominallohn, bereinigt um die Preisänderungen zwischen verschiedenen Zeiträumen. Er misst die Menge an Waren und Dienstleistungen, die eine Beschäftigte kaufen kann. Siehe auch: Nominallohn.

Löhne und Beschäftigung

Wir wollen wissen, wie der Reallohn und das Beschäftigungsniveau in der Gesamtwirtschaft bestimmt werden. Denken Sie daran, dass der Reallohn der Nominallohn geteilt durch das Preisniveau eines standardisierten Bündels von Konsumgütern ist. Der Reallohn wird also sowohl durch die von den Unternehmen gezahlten Nominallöhne als auch durch die von ihnen jeweils festgesetzten Preise bestimmt. Man muss sich dies in zwei Schritten vorstellen:

  • Als Erstes entscheidet jedes Unternehmen, welchen Lohn es zahlen, welchen Preis es für seine Produkte verlangen und wie viele Beschäftigte es einstellen will.
  • Im zweiten Schritt werden alle diese Entscheidungen für alle Unternehmen aufaddiert, um sowohl die Gesamtbeschäftigung in der Wirtschaft als auch den Reallohn zu ermitteln.

Die erste Phase (Wahl des Lohns, des Preises und der Beschäftigung) läuft in jedem Unternehmen folgendermaßen ab:

  • Die Personalabteilung (HR) bestimmt den niedrigsten Lohn, den sie zahlen kann: Das Unternehmen darf die Arbeitsmotivation der Beschäftigten nicht untergraben und stützt sich bei der Entscheidung auf die Preise der Produkte anderer Unternehmen, die Löhne, die von anderen Unternehmen gezahlt werden, und die Arbeitslosenquote in der Wirtschaft. Dies ist der Nominallohn, den das Unternehmen festlegt. Die Personalabteilung teilt diese Informationen der Marketingabteilung mit.
  • Die Marketingabteilung bestimmt den Preis: Dieser richtet sich nach dem Nominallohn des Unternehmens und der Form und Position der Nachfragekurve des Unternehmens. Ist die Nachfragekurve beispielsweise elastisch, was auf einen starken Wettbewerb durch andere Unternehmen hindeutet, wird das Unternehmen einen niedrigeren Preis festlegen. Die Festlegung des Preises ist gleichbedeutend mit der Festlegung der Höhe des Preisaufschlags auf die Kosten für die Einstellung von Arbeitskräften. Basierend auf der Position der Nachfragekurve, welche das Niveau der gesamten Nachfrage angibt, bestimmt die Marketingabteilung die produzierte Menge, die das Unternehmen verkaufen wird. Sie gibt diese Information an die Produktionsabteilung (PD) weiter.
  • Die Produktionsabteilung berechnet dann auf der Grundlage der Produktionsfunktion des Unternehmens, wie viele Beschäftigter eingestellt werden müssen, um das von der Marketingabteilung festgelegte Produktionsergebnis zu erzielen.
Lohnsetzungskurve
Die Kurve, die den Reallohn angibt, der bei jedem gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungsniveau erforderlich ist, um den Beschäftigten Anreize für harte und gute Arbeit zu bieten.
Preissetzungskurve
Die Kurve, die den Reallohn angibt, der gezahlt wird, wenn die Unternehmen ihren gewinnmaximierenden Preis wählen.

Die zweite Phase—die Betrachtung des Endergebnisses wenn die Entscheidungen aller Unternehmen zusammengerechnet werden—ist etwas komplizierter. Der Grundgedanke ist jedoch einfach. Nachdem alle Unternehmen in der Wirtschaft ihre Lohn- und Preisentscheidungen (Preisaufschläge) bestimmt haben, wird der Output pro beschäftigter Person in den Reallohn, den eine beschäftigte Person erhält, und die realen Gewinne, die die Eigentümer:innen erhalten, aufgeteilt. Wenn alle Unternehmen den gleichen Preis verlangen und den gleichen Nominallohn festsetzen, dann bedeutet ein höherer Reallohn (W/P) einen niedrigeren Aufschlag (1 − (W/P)). Um zu verstehen, wie der Reallohn und die Beschäftigung auf dem Arbeitsmarkt gemeinsam bestimmt werden, benötigen wir zwei grundlegende Konzepte:

  • Die Lohnsetzungskurve: Diese gibt den Reallohn an, der auf jedem Niveau der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigung erforderlich ist, um den Beschäftigten Anreize zu bieten, hart und gut zu arbeiten.
  • Die Preissetzungskurve: Diese gibt den Reallohn an, der gezahlt wird, wenn die Unternehmen ihren gewinnmaximierenden Preis wählen.

Im nächsten Abschnitt gehen wir darauf ein, wie Beschäftigung und Arbeitslosigkeit gemessen werden. Danach führen wir die Lohnsetzungskurve anhand des Arbeitsanreizmodells aus Einheit 6 ein. Anschließend beschreiben wir, wie ein einzelnes Unternehmen sein Beschäftigungsniveau mit Hilfe des Modells der Preisbildung aus Einheit 7 bestimmt. Dies liefert einen Grund dafür, warum die Preissetzungskurve für das Verständnis des Arbeitsmarktes in der Wirtschaft als Ganzes wesentlich ist. Anschließend zeigen wir, wie die beiden Kurven zusammen das Gleichgewicht des Beschäftigungsniveaus, den Reallohn und die Verteilung des Einkommens zwischen Löhnen und Gewinnen bestimmen. Schließlich verwenden wir dieses Modell, um die Auswirkungen von Änderungen in der öffentlichen Politik zu untersuchen, wie zum Beispiel die Besteuerung der Gewinne von Unternehmen und der Löhne von Arbeitenden, Subventionen für Unternehmen für die Einstellung von mehr Arbeitskräften, Änderungen bei der Arbeitslosenversicherung und Änderungen bei der Intensität des Wettbewerbs zwischen Unternehmen.

Frage 9.1 Wählen Sie die richtige(n) Antwort(en)

Welche der folgenden Aussagen ist richtig?

  • Um den Gewinn zu maximieren, setzen Unternehmen den Lohn so hoch an, dass die Arbeitskräfte zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit indifferent sind.
  • Die Unternehmen versuchen, den höchstmöglichen Preis zu setzen.
  • Im Gleichgewicht räumt der Lohn den Arbeitsmarkt, sodass es keine Arbeitslosigkeit gibt.
  • Wenn alle Unternehmen denselben Preis festsetzen und denselben Nominallohn zahlen, ist ihr Preisaufschlag umso geringer, je höher der Reallohn ist, den sie zahlen.
  • Um die Beschäftigten zu motivieren, hart und gut zu arbeiten, setzen die Unternehmen den Lohn so hoch an, dass die Arbeitskräfte eine Beschäftigungsrente erhalten, das heißt dass die Kosten für den Verlust des Arbeitsplatzes nicht bei Null liegen.
  • Es besteht ein Zielkonflikt zwischen einem höheren Preis/Preisaufschlag und der Absatzmenge. Ein Unternehmen wählt den Preis, bei dem sein Gewinn maximiert wird.
  • Im Arbeitsmarktgleichgewicht gibt es unfreiwillige Arbeitslosigkeit, da der Lohn höher als das Vollbeschäftigungsniveau angesetzt werden muss, um die Beschäftigten zu harter und guter Arbeit zu motivieren.
  • Der Reallohn ist W/P, während der Preisaufschlag (PW)/P = 1 − (W/P) ist. Je höher also der Reallohn, desto niedriger der Preisaufschlag.

9.2 Die Messung der Wirtschaft: Beschäftigung und Arbeitslosigkeit

Arbeitslosigkeit
Eine Situation, in der eine Person, die fähig und willens ist zu arbeiten, nicht beschäftigt ist.

Nach der standardisierten Definition der International Labour Organization (ILO) sind die Arbeitslosen die Personen, die:

  • Während eines Bezugszeitraums (in der Regel vier Wochen) ohne Arbeit waren, das heißt keine bezahlte Beschäftigung oder selbständige Tätigkeit ausübten,
  • Für eine Arbeit zur Verfügung standen,
  • Arbeitssuchend waren, das heißt in diesem Zeitraum konkrete Schritte unternommen haben, um eine bezahlte Beschäftigung oder eine selbständige Tätigkeit zu suchen.
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
Eine statistische Konvention, die in vielen Ländern alle Menschen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren umfasst.
Erwerbspersonen
Die Anzahl der Personen in der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, die einer Arbeit außerhalb des Haushalts nachgehen oder nachgehen möchten. Sie sind entweder erwerbstätig (einschließlich selbständig) oder arbeitslos. Siehe auch: Arbeitslosenquote, Beschäftigungsquote, Erwerbsquote.
nicht erwerbstätige Personen
Personen in der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, die weder erwerbstätig sind noch aktiv nach einer bezahlten Arbeit suchen. Personen, die zum Beispiel zu Hause arbeiten und Kinder erziehen, gelten nicht als Erwerbspersonen und werden daher nicht als solche eingestuft.

Abbildung 9.2 gibt einen Überblick über den Arbeitsmarkt und zeigt, wie die einzelnen Komponenten zusammenhängen. Wir beginnen auf der linken Seite mit der Bevölkerung. Das nächste Feld zeigt die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Dies ist die Gesamtbevölkerung, abzüglich der Kinder und der über 64-Jährigen. Diese wird in zwei Teile unterteilt: die Erwerbspersonen und die nicht zu den Erwerbspersonen gehörenden Personen (bekannt als nicht erwerbstätige Personen). Die nicht zu den Erwerbspersonen gehörenden sind weder beschäftigt noch aktiv nach Arbeit suchend, zum Beispiel Personen, die aufgrund von Krankheit oder einer Behinderung nicht arbeiten können, oder Eltern, die für die Kindererziehung zuhause bleiben. Nur Personen, die zu den Erwerbspersonen gehören, werden als beschäftigt oder arbeitslos betrachtet.

Der Arbeitsmarkt.
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Abbildung 9.2 Der Arbeitsmarkt.

Erwerbsquote
Das Verhältnis zwischen der Zahl der Erwerbspersonen und der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Siehe auch: Erwerbspersonen, Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.

Es gibt eine Reihe von statistischen Kennzahlen, die für die Bewertung der Leistung des Arbeitsmarktes in einem Land und für den Vergleich von Märkten in verschiedenen Ländern nützlich sind. Die Kennzahlen hängen von den relativen Größen der in Abbildung 9.2 dargestellten Felder ab. Die erste ist die Erwerbsquote, diese gibt den Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter an, welche zu den Erwerbspersonen gehören. Die Erwerbsquote wird wie folgt berechnet:

Arbeitslosenquote
Das Verhältnis zwischen der Zahl der Arbeitslosen und der Gesamtzahl der Erwerbspersonen. (Beachten Sie, dass die Beschäftigungsquote und die Arbeitslosenquote nicht 100 % ergeben, da sie unterschiedliche Nenner haben). Siehe auch unter: Erwerbspersonen, Beschäftigungsquote.

Als nächstes kommt die am häufigsten zitierte statistische Kennzahl des Arbeitsmarktes: die Arbeitslosenquote. Diese gibt an, wie groß der Anteil der Arbeitslosen an den Erwerbspersonen ist. Die Arbeitslosenquote wird von der ILO wie folgt berechnet:

Beschäftigungsquote
Das Verhältnis zwischen der Zahl der Beschäftigten und der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Siehe auch: Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.

Die in diesem Buch verwendete Definition für die Arbeitslosenquote (nach ILO, in der deutschen Arbeitsmarktstatistik Erwerbslosenquote genannt) weicht leicht von der Arbeitslosenquote in der deutschen Arbeitsmarktstatistik ab. Unterschiede sind zum Beispiel: die Arbeitslosenquote nach ILO berücksichtigt auch nicht-gemeldete Arbeitslose, während die Arbeitslosenquote in der deutschen Arbeitsmarktstatistik auch geringfügig Beschäftigte zu den Arbeitslosen zählt und Arbeitssuchende berücksichtigt, die zwar Arbeit suchen, aber zuletzt keine konkrete Arbeitssuche betrieben haben.

Zuletzt kommen wir zur Beschäftigungsquote, die den Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter angibt, der einer bezahlten Arbeit nachgeht oder selbständig ist. Die Beschäftigungsquote wird wie folgt berechnet:

Es ist wichtig zu beachten, dass der Nenner (die Zahl unter dem Bruch) bei der Berechnung der Arbeitslosenquote und der Beschäftigungsquote nicht der gleiche ist. Daher können sich zwei Länder mit einer gleichen Arbeitslosenquote in ihrer Beschäftigungsquote unterscheiden, wenn das eine Land eine hohe Erwerbsquote und das andere eine niedrige hat.

Die Tabelle in Abbildung 9.3 gibt einen Überblick über den norwegischen und den spanischen Arbeitsmarkt im Zeitraum zwischen 2000 und 2015 und zeigt, wie sich die arbeitsmarktbezogenen Kennzahlen zueinander verhalten. Sie zeigt auch, dass die Struktur des Arbeitsmarktes in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich ist. Wir sehen, dass der norwegische Arbeitsmarkt in den betrachteten 15 Jahren besser funktioniert hat als der spanische Markt: Norwegen hatte eine viel höhere Beschäftigungsquote und eine viel niedrigere Arbeitslosenquote. Norwegen hatte auch eine höhere Erwerbsquote, was auf den höheren Anteil von Frauen an den Erwerbspersonen zurückzuführen ist.

Norwegen Spanien
Anzahl der Personen, Millionen
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter 3,5 37,6
Erwerbspersonen 2,5 21,6
Nicht zu den Erwerbspersonen gehörende (nicht erwerbstätige Personen) 1,0 16,0
Beschäftigte 2,4 18,1
Arbeitslose 0,1 3,5
Quoten (%)
Erwerbsquote 2,5/3,5 = 71 % 21,6/37,6 = 58 %
Beschäftigungsquote 2,4/3,5 = 69 % 18,1/37,6 = 48 %
Arbeitslosenquote 0,1/2,5 = 4 % 3,5/21,6 = 16 %

Abbildung 9.3 Arbeitsmarktstatistiken für Norwegen und Spanien (Durchschnittswerte für 2000–2015).

International Labour Association. 2015. ILOSTAT Datenbank.

Norwegen und Spanien sind Beispiele für zwei gängige Fälle. Norwegen ist eine Wirtschaft mit niedriger Arbeitslosigkeit und hoher Beschäftigung (die anderen skandinavischen Länder—Schweden, Dänemark und Finnland—sind ähnlich) und Spanien ist eine Wirtschaft mit hoher Arbeitslosigkeit und niedriger Beschäftigung (die anderen südeuropäischen Wirtschaften—Portugal, Italien und Griechenland—sind andere Beispiele). Es sind jedoch auch andere Kombinationen möglich: Südkorea ist ein Beispiel für eine Wirtschaft, die sowohl eine niedrige Arbeitslosenquote als auch eine niedrige Beschäftigungsquote aufweist.

Übung 9.1 Beschäftigung, Arbeitslosigkeit, und Erwerbsbeteiligung

  1. Besuchen Sie die Website der ILO und benutzen Sie die ILOSTAT-Datenbank, um die Beschäftigungsquote, die Arbeitslosigkeit und die Erwerbsquote für zwei Volkswirtschaften Ihrer Wahl zu berechnen.
  2. Beschreiben Sie die Unterschiede in den Daten dieser beiden Länder und vergleichen Sie sie mit Spanien und Norwegen. Wählen Sie eine visuelle Darstellung der Daten (zum Beispiel mit der Diagrammfunktion Ihrer Tabellenkalkulationssoftware) und erläutern Sie Ihre Wahl.
  3. Verwenden Sie, nachdem Sie diese Einheit des Buchs abgeschlossen haben, das Modell des Arbeitsmarktes, um mögliche Gründe für die unterschiedlichen Arbeitslosenquoten in diesen Ländern zu nennen. Möglicherweise müssen Sie mehr über die Arbeitsmärkte der beiden Länder herausfinden.

Frage 9.2 Wählen Sie die richtige(n) Antwort(en)

Welche der folgenden Aussagen ist richtig?

  • Erwerbsquote = Beschäftigte ÷ Erwerbspersonen
  • Arbeitslosenquote = Arbeitslose ÷ Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
  • Beschäftigungsquote = Beschäftigte ÷ Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
  • Beschäftigungsquote + Arbeitslosenquote = 1
  • Erwerbsquote = Erwerbspersonen ÷ Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
  • Arbeitslosenquote = Arbeitslose ÷ Erwerbspersonen
  • Dies ist die Definition der Beschäftigungsquote.
  • Arbeitslosenquote = Arbeitslose ÷ Erwerbspersonen, während Beschäftigungsquote = Beschäftigte ÷ Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Sie ergeben zusammen nicht die Summe 1, weil die Nenner unterschiedlich sind.

9.3 Die Lohnsetzungskurve: Beschäftigung und Reallöhne

Wir entwickeln nun ein Modell des Arbeitsmarktes, das dazu beitragen kann, Unterschiede in der Arbeitslosenquote zwischen den Ländern und Veränderungen im Zeitablauf innerhalb eines Landes zu erklären. Dazu erweitern wir die Perspektive vom einzelnen Unternehmen in Einheit 6 auf die gesamte Wirtschaft aus und fragen, wie sich Veränderungen der Arbeitslosenquote auf die Lohnsetzung durch die arbeitgebenden Unternehmen auswirken.

In Abbildung 9.4 stellt die horizontale Achse den Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter dar und geht bis zu einem Wert von eins. Die vertikale Achse ist der für die gesamte Wirtschaft geltende Lohn.

  • Die Erwerbspersonen liegen bei der senkrechten Linie ganz rechts: Im Diagramm werden die Erwerbspersonen über den Anteil an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (entspricht der Erwerbsquote) abgebildet. Da ein Teil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter inaktiv ist, befindet sich die Linie für die Erwerbspersonen bei einem Anteil von kleiner 1.
  • Die nicht erwerbstätigen Personen (inaktiv) sind durch den Bereich zwischen der Linie für die Erwerbspersonen und einem Anteil an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 1 dargestellt.
  • Die Beschäftigungsquote ist die vertikale Linie links von den Erwerbspersonen, die den Anteil der tatsächlich erwerbstätigen Bevölkerung anzeigt.
  • Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Erwerbspersonen der nicht beschäftigt ist, das heißt Personen, die sich zwischen der Linie der Beschäftigungsquote und der Linie der Erwerbspersonen befinden.
Die Lohnsetzungskurve: Arbeitsanreize und Arbeitslosigkeit in der Wirtschaft als Ganzes.
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Abbildung 9.4 Die Lohnsetzungskurve: Arbeitsanreize und Arbeitslosigkeit in der Wirtschaft als Ganzes.

Die Lohnsetzungskurve
: Die steigende Linie wird als Lohnsetzungskurve bezeichnet.
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Die Lohnsetzungskurve

Die steigende Linie wird als Lohnsetzungskurve bezeichnet.

Der gewinnmaximierende Lohn bei hoher Arbeitslosigkeit
: Bei einer Arbeitslosigkeit von 12 % in der Wirtschaft ist der Reservationslohn der Beschäftigten niedrig, und sie werden für einen relativ niedrigen Lohn viel Arbeitseinsatz zeigen. Der gewinnmaximierende Lohn des Unternehmens ist daher niedrig.
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Der gewinnmaximierende Lohn bei hoher Arbeitslosigkeit

Bei einer Arbeitslosigkeit von 12 % in der Wirtschaft ist der Reservationslohn der Beschäftigten niedrig, und sie werden für einen relativ niedrigen Lohn viel Arbeitseinsatz zeigen. Der gewinnmaximierende Lohn des Unternehmens ist daher niedrig.

Der gewinnmaximierende Lohn bei niedriger Arbeitslosigkeit
: Bei einer Arbeitslosigkeit von 5 % in der Wirtschaft ist der Reservationslohn der Beschäftigten hoch, und sie werden sich nicht besonders anstrengen, wenn der Lohn nicht hoch ist. Der gewinnmaximierende Lohn des Unternehmens ist daher höher.
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Der gewinnmaximierende Lohn bei niedriger Arbeitslosigkeit

Bei einer Arbeitslosigkeit von 5 % in der Wirtschaft ist der Reservationslohn der Beschäftigten hoch, und sie werden sich nicht besonders anstrengen, wenn der Lohn nicht hoch ist. Der gewinnmaximierende Lohn des Unternehmens ist daher höher.

Nash-Gleichgewicht
Eine Kombination von Strategien, eine für jede spielende Person im Spiel, so dass die Strategie jedes Spielenden eine beste Antwort auf die von allen anderen gewählten Strategien ist.

Die steigende Linie wird als Lohnsetzungskurve bezeichnet. Wie die ihr zugrunde liegende Funktion, die Beste-Antwort-Funktion der Arbeitskräfte, ist die Lohnsetzungskurve eine mathematische Version einer „Wenn-dann-Aussage“: Wenn die Beschäftigungsquote x beträgt, dann ist der Lohn im Nash-Gleichgewicht w. Das bedeutet, dass bei einer Beschäftigungsquote von x der Lohn w das Ergebnis davon ist, dass sowohl die Unternehmen als auch die Beschäftigten ihr Bestes geben die Löhne festzusetzen beziehungsweise auf den Lohn mit einem bestimmten Maß an Anstrengung zu reagieren.

Diese Behauptung ist wahr, weil die Lohnsetzungskurve für die gesamte Wirtschaft direkt auf den Lohnsetzungsentscheidungen der Unternehmen und den Anstrengungsentscheidungen der Beschäftigten in einer Wirtschaft beruht, welche sich aus vielen Unternehmen zusammensetzt wie die, die wir in Einheit 6 dargestellt haben.

Wir zeigen in Abbildung 9.5, wie das geht, indem wir Abbildung 9.4 (die Lohnsetzungskurve für die gesamte Wirtschaft) und Abbildung 6.6 (wie das Unternehmen den Lohn festlegt) zusammenführen. Das obere Feld von Abbildung 9.5 zeigt die Beste-Antwort-Funktion der Arbeitskräfte bei den beiden Arbeitslosenquoten von 12 % und 5 %. Wie wir in Einheit 6 gesehen haben, senkt eine höhere Arbeitslosenquote den Reservationslohn, da eine Arbeitskraft im Falle des Arbeitsplatzverlustes damit rechnen muss für einen längeren Zeitraum arbeitslos zu sein. Dies schwächt die Verhandlungsmacht der beschäftigten Person und verschiebt die Beste-Antwort-Funktion nach links. Bei einer Arbeitslosenquote von 12 % wird der Reservationslohn durch Punkt F dargestellt. Die gewinnmaximierende Entscheidung des Unternehmens ist Punkt A mit dem niedrigen Lohn (wL).

Ableitung der Lohnsetzungskurve: Variierende der Arbeitslosenquote in der Wirtschaft.
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Abbildung 9.5 Ableitung der Lohnsetzungskurve: Variierende Arbeitslosenquote in der Wirtschaft.

In der unteren Abbildung ist der Punkt A eingezeichnet. Die gestrichelte Linie, die von einer Arbeitslosigkeit von 12 % ausgeht, zeigt an, dass der Lohn wL ist. Wir gehen nun von einer festen Anzahl an Erwerbspersonen aus, und die horizontale Achse gibt die Anzahl der Beschäftigten an, N. Mit zunehmender Beschäftigung (weiter rechts auf der horizontalen Achse) sinkt die Arbeitslosenquote.

Mit genau der gleichen Argumentation finden wir den gewinnmaximierenden Lohn, wenn die Arbeitslosigkeit mit 5 % viel niedriger ist. Sowohl der Reservationslohn als auch der von den Unternehmen festgesetzte Lohn ist höher, wie in Punkt B dargestellt. Dies ergibt den zweiten Punkt auf der Lohnsetzungskurve in der unteren Abbildung.

Wir haben die Lohnsetzungskurve als Teil des Arbeitsanreizmodells abgeleitet, was veranschaulichen soll, wie Beschäftigte und Eigentümer:innen von Unternehmen (und deren Management) bei der Lohnfestsetzung und der Festlegung des Arbeitsaufwands interagieren. Wir werden das gleiche Modell später verwenden, wenn wir Maßnahmen zur Veränderung der Arbeitslosigkeit in der Wirtschaft beschreiben. Später in dieser Einheit und in den Einheiten 16 und 17 werden wir uns mit der Art und Weise befassen mit der Gewerkschaften den Lohnsetzungsprozess beeinflussen und so die Funktionsweise des Arbeitsmarktes verändern können.

Lohnsetzungskurven wurden für viele Volkswirtschaften geschätzt. Lesen Sie, wie das geht, in einem Artikel von David Blanchflower und Andrew Oswald.

Abbildung 9.6 ist eine Lohnsetzungskurve, die anhand von Daten für die USA geschätzt wurde. Zu beachten ist, dass in Abbildung 9.6 die horizontale Achse explizit die Arbeitslosenquote zeigt, die von links nach rechts abfällt. Anhand von Daten über Arbeitslosenquoten und Löhne in einzelnen Gebieten können Wirtschaftswissenschaftler:innen die Lohnsetzungskurve für eine Wirtschaft schätzen und darstellen.

Eine geschätzte Lohnsetzungskurve für die US-Wirtschaft (1979–2013).
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Abbildung 9.6 Eine geschätzte Lohnsetzungskurve für die US-Wirtschaft (1979–2013).

Geschätzt von Stephen Machin (UCL, 2015) aus Current Population Survey Mikrodaten der Outgoing Rotation Groups für 1979 bis 2013.

Vereinfachung des Modells

Wir können das Motivationsproblem der Arbeitskräfte und die Lohnsetzungskurve vereinfachen, indem wir nur zwei Anstrengungsniveaus betrachten:

  • ‚arbeiten’: Das von Eigentümer:innen und dem Management des Unternehmens als ausreichend erachtete Maß an Anstrengung leisten.
  • ‚untätig sein’: Überhaupt keine Anstrengungen unternehmen.

Diese Vereinfachung wird später nützlich sein, weil es uns erlaubt, das Niveau der Anstrengung als gegeben zu betrachten, wobei die Löhne so festgelegt werden, dass dies gewährleistet ist.

In diesem Fall wird die Arbeitskraft wie eine Maschine mit nur einer Geschwindigkeit dargestellt, die entweder „an“ oder „aus“ ist. Wie in Abbildung 9.7 dargestellt, bildet die Lohnsetzungskurve die Grenze zwischen zwei „Bereichen“: Auf und über der Lohnsetzungskurve befinden sich alle Kombinationen von Reallohn und Beschäftigungsniveau, für welche die Beschäftigten arbeiten, und darunter die Kombinationen, für die sie untätig sind.

Die Lohnsetzungskurve: Das Lohnniveau, das erforderlich ist, damit Beschäftigte arbeiten und nicht untätig sind.
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Abbildung 9.7 Die Lohnsetzungskurve: Das Lohnniveau, das erforderlich ist, damit Beschäftigte arbeiten und nicht untätig sind.

Wir werden diese Vereinfachung ‚arbeiten oder untätig sein’ von nun an in unserem Modell verwenden.

Übung 9.2 Verschiebungen der Lohnsetzungskurve

  1. Beziehen Sie sich auf Einheit 6 und erläutern Sie kurz die Verschiebung der Lohnsetzungskurve für jede Zeile in der folgenden Tabelle. Nutzen Sie dafür ein Diagramm, das die Beste-Antwort-Funktion und die Lohnsetzungskurve zeigt. Geben Sie für die zweite und dritte Zeile ein Beispiel von einem realen Arbeitsplatz an.
  2. Erläutern Sie, warum ein Anstieg der Arbeitslosenquote zwar die Beste-Antwort-Funktion der Arbeitskräfte, nicht aber die Lohnsetzungskurve verschiebt.
Veränderung Verschiebung der Lohnsetzungskurve
Senkung des Arbeitslosengeldes Nach unten
Ein Überwachungsinstrument zur Ermittlung von Untätigkeit Nach unten
Verringerung des negativen Nutzens des Arbeitens Nach unten

Frage 9.3 Wählen Sie die richtige(n) Antwort(en)

Abbildung 9.5 zeigt die Lohnsetzungskurve und ihre Herleitung anhand der Beste-Antwort-Funktion der Beschäftigten und der Isokostengeraden für Aufwand der Unternehmen.

Herleitung der Lohnsetzungskurve: Variation der Arbeitslosenquote in der Wirtschaft.
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Basierend auf dieser Abbildung:

  • Eine Kürzung des Arbeitslosengeldes würde die Beste-Antwort-Funktion nach links verschieben und die Lohnsetzungskurve anheben.
  • Eine Verlängerung des erwarteten Zeitraums der Arbeitslosigkeit würde die Beste-Antwort-Funktion nach rechts verschieben und die Lohnsetzungskurve anheben.
  • In einem Land, in dem die Stigmatisierung der Arbeitslosigkeit hoch ist, würde die Lohnsetzungskurve niedriger ausfallen.
  • Ein plötzlicher Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (zum Beispiel durch den Eintritt der Baby-Boomer-Generation in den Ruhestand) würde die Lohnsetzungskurve nach unten verschieben.
  • Eine Kürzung des Arbeitslosengeldes würde die Beste-Antwort-Funktion nach links verschieben. Dies würde jedoch bedeuten, dass der Gleichgewichtslohn bei einer gegebenen Arbeitslosenquote sinkt und die Lohnsetzungskurve fällt.
  • Eine längere erwartete Dauer der Arbeitslosigkeit würde die Beste-Antwort-Funktion nach links verschieben und die Lohnsetzungskurve senken.
  • Wenn Arbeitslosigkeit mit einem hohen Stigma behaftet ist, würde sich die Beste-Antwort-Funktion der Arbeitskräfte nach links verschieben. Dadurch sinkt der Gleichgewichtslohn bei einer bestimmten Arbeitslosenquote, was zu einer niedrigeren Lohnsetzungskurve führt.
  • Da sich die Balance zwischen Arbeitssuchenden und offenen Stellen zugunsten der Arbeitskräfte verschiebt, würde sich deren Beste-Antwort-Funktion nach rechts verschieben, sodass die Lohnsetzungskurve nach oben wandert.

9.4 Die Einstellungsentscheidung des Unternehmens

Um die zweite Komponente des Modells des Arbeitsmarktes—die Preissetzungskurve—zu verstehen, müssen wir die Entscheidung des Unternehmens über die Anzahl der einzustellenden Personen und deren Abhängigkeit von der produzierten Menge genauer betrachten. Die produzierte Menge hängt von der Menge ab, die das Unternehmen verkaufen kann, was wiederum von dem Preis abhängt, den es verlangt.

Die Entscheidung des Unternehmens ergibt sich aus der Interaktion zwischen den drei Abteilungen des Unternehmens. In unserem Modell handelt es sich dabei um die Personalabteilung (HR), die Marketingabteilung und die Produktionsabteilung (PD). Zur Erinnerung: Dieses Unternehmen hat nur einen Produktionsinput—Arbeit, sodass der Lohn die einzige Kostenquelle ist. Um die Sache noch einfacher zu machen, nehmen wir an, dass eine Stunde Arbeit eine Einheit des Outputs erzeugt (Durchschnittsprodukt der Arbeit = λ = 1). Der Lohn, den das Unternehmen zahlt (W), ist gleich der Kosten für eine Einheit des Outputs (in der entsprechenden Währung). Man beachte, dass W der Nominallohn und w der Reallohn ist.

Der Prozess ist in der Tabelle in Abbildung 9.8 zusammengefasst.

Abteilung … kennt … und setzt auf dieser Grundlage … des Unternehmens
Personal Preise, Löhne und Beschäftigung in anderen Unternehmen den Nominallohn, W
Marketing Alle oben genannten und die Nachfragefunktion des Unternehmens den Preis des Outputs, p
Produktion Alle oben genannten, sowie die Arbeitsproduktivität und Menge, die das Unternehmen verkaufen kann die Beschäftigung, n

Abbildung 9.8 Die drei Abteilungen bestimmen die Beschäftigung des Unternehmens.

Arbeitsproduktivität
Gesamtproduktion geteilt durch die Zahl der Arbeitsstunden oder ein anderes Maß für den Arbeitseinsatz.

Nachdem die Personalabteilung den Lohn auf ein Niveau festgelegt hat, das ausreicht, um die Belegschaft zu Anstrengungen motivieren, geht die Marketingabteilung in zwei Schritten vor. Denken Sie daran, dass das Unternehmen zwar den Preis festlegen kann, nicht aber die Menge, die es verkaufen kann (die verkaufte Menge hängt von der nachgefragten Menge zu dem jeweiligen Preis auf der Nachfragekurve des Unternehmens ab). Zunächst stellt sich die Marketingabteilung wie in Einheit 7 die Frage: Welche Kombinationen von p und q sind möglich? Diese Kombinationen werden durch die Nachfragekurve dargestellt, die von den Produktionsmengen anderer Unternehmen, den von ihnen festgesetzten Preisen, den von ihnen gezahlten Löhnen und anderen Einflüssen auf die Gesamtnachfrage nach Gütern in der Wirtschaft abhängt.

Der zweite Schritt besteht darin, einen Punkt auf der Nachfragekurve zu wählen, sodass die Marketingabteilung anhand von Abbildung 9.9 ermitteln kann, wie rentabel jede Preis-Mengen-Kombination wäre. Unter Verwendung des von der Personalabteilung gewählten Wertes W (dem Nominallohn) erstellt die Marketingabteilung die dargestellten Isogewinnkurven. Erinnern Sie sich daran, dass jede Kurve die Gesamtheit aller Preis-Mengen-Kombinationen darstellt, die dem Unternehmen bei gegebenem Lohn den gleichen Erlös bringen. Kurven, die weiter vom Ursprung entfernt sind (höherer Preis und größere Menge), bedeuten höhere Gewinne. Erinnern Sie sich daran:

Wie in Einheit 7 tritt der maximale Gewinn im Punkt B auf, wo die Nachfragekurve eine Tangente an eine Isogewinnkurve bildet. Die Marketingabteilung setzt also einen Preis p* fest und berechnet, dass sie q* Einheiten der Ware verkaufen kann.

Die gewinnmaximierende Wahl von Preis, Menge und Beschäftigung durch das Unternehmen.
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Abbildung 9.9 Die gewinnmaximierende Wahl von Preis, Menge und Beschäftigung durch das Unternehmen.

Maximale Gewinne
: Die maximalen Gewinne treten im Punkt B auf, wo die Nachfragekurve des Unternehmens tangential zu einer Isogewinnkurve ist.
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Maximale Gewinne

Die maximalen Gewinne treten im Punkt B auf, wo die Nachfragekurve des Unternehmens tangential zu einer Isogewinnkurve ist.

Die Preisentscheidung des Unternehmens
: Dies bestimmt die Aufteilung der Gesamteinnahmen in Gewinne und Löhne.
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Die Preisentscheidung des Unternehmens

Dies bestimmt die Aufteilung der Gesamteinnahmen in Gewinnen und Löhnen.

Wenn das Unternehmen q* Güter zu einem Preis p* verkauft, beträgt der Gesamterlös p*q*. Aus der Abbildung geht hervor, dass das Unternehmen, sobald es einen Preis festgelegt hat, die Aufteilung der Gesamteinnahmen in Gewinne und Löhne bestimmt hat. Dies geschieht auf der Grundlage des Preisaufschlags (pW)/p (oder 1 − (W/p)). Wie Sie in Einheit 7 gesehen haben, ist dieser größer, wenn die Nachfragekurve weniger elastisch ist, was auf einen weniger intensiven Wettbewerb hindeutet.

Die Produktionsabteilung weiß, dass jede Arbeitsstunde einer Arbeitskraft (die durch ihre Beschäftigungsrente und der Androhung einer Kündigung zur Arbeit zu Anstrengungen motiviert wird) eine Einheit des Gutes produziert, also stellt die Abteilung n* Arbeitsstunden der Arbeitskräfte ein, wobei n* = q*. Dies ist die (sehr einfache) Produktionsfunktion des Unternehmens.

Im nächsten Abschnitt wird es hilfreich sein, darüber nachzudenken, wie das Modell erklärt, was das Unternehmen tun würde, wenn es sich an einem Punkt wie A in Abbildung 9.9 befände. Die Marketingabteilung würde feststellen, dass das Unternehmen weniger Gewinn macht, weil die Isogewinnkurve bei A niedriger ist als bei B. Die Marketingabteilung würde dann den Preis erhöhen und der Produktionsabteilung mitteilen, dass sie weniger produzieren sollte. Befände sich das Unternehmen an Punkt C, würde die Marketingabteilung den Preis senken und der Produktionsabteilung mitteilen, dass diese mehr produzieren sollen, um den höheren Absatz zum niedrigeren Preis zu erreichen.

Frage 9.4 Wählen Sie die richtige(n) Antwort(en)

Abbildung 9.9 stellt die Nachfragekurve des Marktes und die Isogewinnkurven des Unternehmens dar. Welche der folgenden Aussagen ist auf der Grundlage dieser Informationen richtig?

  • Die Steigung der Nachfragekurve ist die Grenzrate der Substitution für das Unternehmen.
  • Zwischen den Punkten A und C würde das Unternehmen Punkt A bevorzugen, da es mehr produziert.
  • Nachdem das Unternehmen den gewinnmaximierenden Preis p* gewählt hat, würde es den Nominallohnniveau festlegen.
  • Wenn das Unternehmen am Punkt C produziert, kann es den Gewinn erhöhen, indem es mehr Einheiten zu einem niedrigeren Preis verkauft.
  • Die Grenzrate der Substitution des Unternehmens gibt an, um wie viel der Preis für eine zusätzlich verkaufte Einheit gesenkt werden kann, während der Gewinn gleich bleibt. Dies ist also die Steigung der Isogewinnkurve.
  • Die Punkte A und C liegen auf der gleichen Isogewinnkurve. Daher wäre das Unternehmen indifferent zwischen den beiden Punkten.
  • Die Marketingabteilung legt den Preis fest, nachdem die Personalabteilung das Lohnniveau bestimmt hat.
  • Der gewinnmaximierende Punkt ist B, in dem das Unternehmen mehr produziert und weniger verlangt als in Punkt C.

9.5 Die Preissetzungskurve: Löhne und Gewinne in der gesamten Wirtschaft

Wenn das Unternehmen den Preis als Aufschlag auf die Lohnkosten festlegt, kann der Preis pro Einheit des Outputs in den Gewinn pro Einheit und die Lohnkosten pro Einheit aufgeteilt werden. Dies haben wir in Abbildung 9.9 gesehen. Legen alle Unternehmen die Preise auf diese Weise fest, bedeutet dies, dass der Output pro Arbeitskraft (Arbeitsproduktivität oder äquivalent dazu das Durchschnittsprodukt der Arbeit, Lambda genannt, λ) in den realen Gewinn pro Arbeitskraft Π/P und den Reallohn W/P aufgeteilt werden kann.

Abbildung 9.10 zeigt das Ergebnis der Preissetzungen der Unternehmen in der gesamten Wirtschaft, und wir verwenden P, um das gesamtwirtschaftliche Preisniveau darzustellen. Die obere horizontale Linie zeigt die realen Einnahmen der Unternehmen je Arbeitskraft: Das Durchschnittsprodukt der Arbeit. Was wir als „Preissetzungskurve“ bezeichnen, ist eigentlich gar keine Kurve: Es handelt sich nur um eine einzige Zahl, die den Wert des Reallohns angibt, der mit dem (Preis-)Aufschlag auf die (Lohn-)Kosten übereinstimmt, wenn alle Unternehmen ihre Preise so festlegen, dass sie ihre Gewinne maximieren. Der Wert des Reallohns, der mit dem (Preis-)Aufschlag übereinstimmt, hängt nicht vom Beschäftigungsniveau in der Wirtschaft ab und wird daher wie in Abbildung 9.10 als horizontale Linie auf der Höhe von wPS dargestellt.

Die Preissetzungskurve.
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Abbildung 9.10 Die Preissetzungskurve.

Der Punkt B in den Abbildungen 9.9 und 9.10 auf der Preissetzungskurve zeigt das Ergebnis des gewinnmaximierenden Preissetzungsverhaltens der Unternehmen für die Wirtschaft als Ganzes.

Die Preissetzungskurve.
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Abbildung 9.11 Die Preissetzungskurve.

Punkt A
: Punkt A liegt oberhalb der Preissetzungskurve, was bedeutet, dass der Reallohn höher ist, als es mit dem gewinnmaximierenden Preisaufschlag eines Unternehmens vereinbar ist. Wenn der Reallohn zu hoch ist, bedeutet dies, dass der Aufschlag zu niedrig ist.
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Punkt A

Punkt A liegt oberhalb der Preissetzungskurve, was bedeutet, dass der Reallohn höher ist, als es mit dem gewinnmaximierenden Preisaufschlag eines Unternehmens vereinbar ist. Wenn der Reallohn zu hoch ist, bedeutet dies, dass der Aufschlag zu niedrig ist.

Punkt B
: Das Unternehmen wird seinen Preis anheben, um im Punkt B höhere Gewinne zu erzielen. Der höhere Preis bedeutet, dass weniger Waren verkauft werden, und da dies für alle Unternehmen gilt, sinkt die Gesamtbeschäftigung.
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Punkt B

Das Unternehmen wird seinen Preis anheben, um im Punkt B höhere Gewinne zu erzielen. Der höhere Preis bedeutet, dass weniger Waren verkauft werden, und da dies für alle Unternehmen gilt, sinkt die Gesamtbeschäftigung.

Punkt C
: Unterhalb der Preissetzungskurve, an einem Punkt wie C, senken die Unternehmen ihre Preise und stellen mehr Personen ein.
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Punkt C

Unterhalb der Preissetzungskurve, an einem Punkt wie C, senken die Unternehmen ihre Preise und stellen mehr Personen ein.

Der gewinnmaximierende Preis
: Punkt B ist für das Unternehmen der gewinnmaximierend. Ausgehend von der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sind die Gesamtgewinne für Unternehmen, die der Nachfragekurve in Abbildung 9.9 gegenüberstehen, bei A und C niedriger.
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Der gewinnmaximierende Preis

Punkt B ist für das Unternehmen der gewinnmaximierend. Ausgehend von der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sind die Gesamtgewinne für Unternehmen, die der Nachfragekurve in Abbildung 9.9 gegenüberstehen, bei A und C niedriger.

Denken Sie nun an den Punkt A in Abbildung 9.11, der dem Punkt A in Abbildung 9.9 entspricht. Folgen Sie den Schritten in Abbildung 9.11, um zu sehen, warum das Unternehmen seinen Preis anheben wird, um am Punkt B höhere Gewinne zu erzielen. Der Preisanstieg und der Beschäftigungsabbau werden durch den nach unten zeigenden Pfeil am Punkt A in Abbildung 9.11 dargestellt. Er zeigt nach unten, weil der Preisanstieg einen Rückgang des Reallohns impliziert. Reallohn ist der Nominallohn geteilt durch den Preis. Er zeigt nach links, weil ein Preisanstieg einen Rückgang des Outputs und der Beschäftigung impliziert.

Übung 9.3 Die Preissetzungskurve

Erläutern Sie in Ihren eigenen Worten und unter Verwendung eines Diagramms, wie dem in Abbildung 9.9, warum die Preise sinken und die Beschäftigung steigen würde, wenn sich die Wirtschaft am Punkt C in Abbildung 9.11 befände (das Gegenteil von dem, was am Punkt A geschieht).

In Abbildung 9.10, oberhalb der Preissetzungskurve, wie bei Punkt A, erhöhen die Unternehmen die Preise und verringern die Beschäftigung. Unterhalb der Preissetzungskurve, an einem Punkt wie C, senken die Unternehmen die Preise und stellen mehr Leute ein. Angesichts der Nachfrage in der gesamten Wirtschaft wird das Preis- und Einstellungsverhalten der Unternehmen die Wirtschaft zu einem Punkt auf der Preissetzungskurve treiben, sodass das Beschäftigungsniveau und der Reallohn bei einem Punkt wie B liegen.

Wodurch wird die Höhe der Preissetzungskurve bestimmt? Es gibt viele Faktoren, sobald wir die Auswirkungen der staatlichen Politik berücksichtigen (wie wir später in dieser Einheit sehen werden), aber zwei Dinge haben einen wichtigen Einfluss auf die Preissetzungskurve, selbst wenn der Staat nicht eingreift:

  • Wettbewerb: Die Intensität des Wettbewerbs in der Wirtschaft bestimmt, inwieweit Unternehmen einen Preis verlangen können, der oberhalb der Kosten liegt (der Preisaufschlag). Je geringer der Wettbewerb ist, desto höher ist der Preisaufschlag. In Abbildung 9.9 führt eine steilere Nachfragekurve, die aus einem geringeren Wettbewerb zwischen den Unternehmen hervorgeht, zu einem höheren Preisaufschlag und einem höheren Gewinn pro Arbeitskraft. Da dies zu höheren Preisen in der gesamten Wirtschaft führt, impliziert dies niedrigere Reallöhne und drückt die Preissetzungskurve nach unten.
  • Arbeitsproduktivität: Für jeden gegebenen Preisaufschlag bestimmt das Niveau der Arbeitsproduktivität—wie viel eine Arbeitskraft in einer Stunde produziert—den Reallohn. Je höher das Niveau der Arbeitsproduktivität (λ), desto höher ist der Reallohn, der mit einem gegebenen Aufschlag vereinbar ist. In Abbildung 9.10 verschiebt eine höhere Arbeitsproduktivität die gestrichelte Linie nach oben, und bei unverändertem Preisaufschlag verschiebt sich die Preissetzungskurve nach oben, wodurch der Reallohn steigt.

Um mehr über die Preissetzungskurve zu erfahren, lesen Sie den Einstein am Ende des Abschnitts.

Frage 9.5 Wählen Sie die richtige(n) Antwort(en)

Im folgenden Diagramm ist die Preissetzungskurve dargestellt. Ausgehend von dieser Information, welche der folgenden Aussagen ist richtig?

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  • Am Punkt A ist der Preisaufschlag zu hoch, weshalb das Unternehmen den Preis anheben wird. Dies führt zu einer geringeren Nachfrage nach der Ware und damit zu einer geringeren Beschäftigung in Richtung B.
  • An Punkt C ist der Reallohn zu niedrig und der Preisaufschlag zu hoch. Daher ist das Unternehmen in der Lage, den Gewinn zu steigern, indem es die Preise senkt und mehr Arbeitskräfte einstellt.
  • Höherer Wettbewerb bedeutet eine niedrigere Preissetzungskurve.
  • Bei einem gegebenen Preisaufschlag führt eine höhere Arbeitsproduktivität zu einer niedrigeren Preissetzungskurve und damit zu einem niedrigeren Reallohn.
  • Im Punkt A ist der Reallohn zu hoch, was bedeutet, dass der Preisaufschlag zu niedrig ist. Der Rest der Aussage ist richtig.
  • Punkt B ist der Punkt der Gewinnmaximierung. Daher kann das Unternehmen den Gewinn steigern, indem es von C nach B geht, wobei es den Preis senkt (was den Aufschlag verringert und den Reallohn erhöht) und mehr Arbeitskräfte einstellt.
  • Höherer Wettbewerb bedeutet einen niedrigeren Preisaufschlag. Dadurch sinkt der Gewinn pro Arbeitskraft. Da dies zu niedrigeren Preisen in der gesamten Wirtschaft führt, impliziert dies höhere Reallöhne, was die Preissetzungskurve nach oben treibt.
  • Eine höhere Arbeitsproduktivität bedeutet ein höheres Durchschnittsprodukt. Für jeden gegebenen Preisaufschlag bedeutet dies eine höhere Preissetzungskurve, was einen höheren Reallohn bedeutet.

Einstein Die Preissetzungskurve

Die Preissetzungskurve für die Wirtschaft als Ganzes ergibt sich aus den Entscheidungen der einzelnen Unternehmen und lässt sich in mehreren Schritten darstellen.

Schritt 1: Das Unternehmen legt den Preis fest

Um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, gehen wir davon aus, dass die einzigen Kosten des Unternehmens die Löhne sind, die es zahlt. (Die Opportunitätskosten der Investitionsgüter, die die Arbeitskräfte bei der Produktion einsetzen, lassen wir außer Acht.) Wir gehen davon aus, dass eine Arbeitskraft im Durchschnitt λ Einheiten des Outputs produziert, was nicht von der Anzahl der Beschäftigten abhängt. Wir verwenden den griechischen Buchstaben Lambda (λ) für die Arbeitsproduktivität. Das Unternehmen zahlt der Arbeitskraft einen Nominallohn W in Dollar. Sowohl die Arbeitsproduktivität als auch der Lohn können pro Stunde, pro Tag oder pro Jahr gemessen werden. In unseren Zahlenbeispielen verwenden wir in der Regel Stundenlöhne und Produktivität in einer Stunde.

Die Lohnstückkosten sind der Lohn, der gezahlt wird, um die Menge an Arbeitskräften einzustellen, um eine Einheit des Gutes zu produzieren. Die Lohnstückkosten sind definiert als:

Zum Beispiel: Wenn W = 30 USD und λ = 10, dann betragen die Lohnstückkosten 3 USD, also 30 USD/10 Einheiten= 3 USD pro Einheit.

Wie in Einheit 7 erläutert, wählt das Unternehmen seinen Preis so, dass der Preisaufschlag umgekehrt proportional zur Elastizität der Nachfragekurve des Unternehmens ist:

Da wir davon ausgegangen sind, dass Grenz- und Durchschnittskosten gleich sind, das heißt GK = TDK, können wir sagen, dass der Preisaufschlag nur der Bruchteil des Preises einer Ware ist, der in die Gewinne des Unternehmens fließt. Die Elastizität der Nachfragekurve eines Unternehmens ist umso größer, je stärker der Wettbewerb mit anderen Unternehmen ist, das heißt je höher die Elastizität ist, desto niedriger ist der Preis und der Preisaufschlag des Unternehmens. Wir nennen den Aufschlag μ (der griechische Buchstabe my, der sich auf das Wort „früh“ reimt):

Basierend auf unseren Annahmen, entsprechen die Grenzkosten (und Durchschnittskosten) des Unternehmens den Arbeitskosten pro Einheit (W/λ), und wir können sagen, dass das Unternehmen seinen Preis p so festlegt, dass:

Durch Umformung und Multiplikation jeder Seite mit λ erhält man:

In Worten ausgedrückt bedeutet dies:

Wenn das Unternehmen den gewinnmaximierenden Preis festlegt, wird der Output pro Arbeitskraft in einen Teil, der an die Beschäftigten als Lohn geht, und in einen Teil, der an die Eigentümer:innen als Gewinn geht, aufgeteilt.

Schritt 2: Das Preisniveau in der Wirtschaft insgesamt und der Reallohn

Aus der Sicht der beschäftigten Person misst der Reallohn, wie viel ihres typischen Konsums sie mit ihren Einkünften pro Stunde kaufen kann. Da die Person viele verschiedene Waren und Dienstleistungen kauft, hängt dies von den Preisen ab, die von den Unternehmen in der gesamten Wirtschaft festgelegt werden; nicht nur von den Preisen des Unternehmens, das sie beschäftigt. Wir bezeichnen den Durchschnittspreis der Waren und Dienstleistungen, die die beschäftigte Person konsumiert, als P, der ein Durchschnitt der verschiedenen Preise p ist, die von den einzelnen Unternehmen in der gesamten Wirtschaft festgelegt werden.

Der Reallohn ist der Nominallohn geteilt durch das Preisniveau der gesamten Wirtschaft, P.

Schritt 3: Gewinne, Löhne und die Preissetzungskurve

Wir gehen davon aus, dass die gesamte Wirtschaft aus Unternehmen besteht, die ähnlichen Wettbewerbsbedingungen ausgesetzt sind, wie das Unternehmen, auf das wir uns gerade fokussiert haben. Das bedeutet, dass das Preissetzungsproblem aus Schritt 1 für alle Unternehmen in der Wirtschaft gilt, sodass wir die Preissetzungsgleichung zur Bestimmung des gesamtwirtschaftlichen Reallohns verwenden können:

In Worten ausgedrückt bedeutet dies:

Dies ist der aus der Preissetzungskurve resultierende (Real-)Lohn.

9.6 Löhne, Gewinne und Arbeitslosigkeit in der gesamten Wirtschaft

Legt man die Lohnsetzungskurve über die Preissetzungskurve in Abbildung 9.12, so erhält man ein Bild der beiden Seiten des Arbeitsmarktes.

Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt.
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Abbildung 9.12 Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt.

Alle Punkte im schraffierten Bereich unterhalb der Lohnsetzungskurve werden als „keine Arbeit wird geleistet“ bezeichnet, weil der Reallohn in diesem Bereich nicht ausreicht, um die Beschäftigten zur Arbeit zu motivieren. Wenn der Reallohn unterhalb der Lohnsetzungskurve liegt, kann es auf lange Frist nur zu einer Nullbeschäftigung kommen, da keine Arbeit geleistet wird und keine Gewinne erzielt werden. Diese schattierten Punkte sind also nicht realisierbar.

Das Gleichgewicht des Arbeitsmarktes befindet sich dort, wo sich die Lohnsetzungskurve und die Preissetzungskurve kreuzen. Es handelt sich um ein Nash-Gleichgewicht, weil alle Parteien das Beste tun, was sie können, angesichts dessen, was alle anderen tun. Jedes Unternehmen setzt dort, wo die Isokostenkurve die Beste-Antwort-Funktion tangiert (Einheit 6), den Nominallohn, und den gewinnmaximierenden Preis fest (Einheit 7). Betrachtet man die gesamte Wirtschaft, dann gilt am Schnittpunkt von Lohn- und Preissetzungskurve (Punkt X):

  • Die Unternehmen bieten den Lohn an, der effektive Arbeit der Beschäftigten zu den geringsten Kosten gewährleistet (das heißt auf der Lohnsetzungskurve). Die Personalabteilung kann keine alternativen Maßnahmen empfehlen, die zu höheren Gewinnen führen würden.
  • Die Beschäftigung ist so hoch wie möglich (auf der Preissetzungskurve), wenn man den angebotenen Lohn berücksichtigt. Die Marketingabteilung kann keine Änderung des Preises oder des Outputs empfehlen.
  • Diejenigen, die Arbeit haben, können ihre Situation nicht verbessern, indem sie ihr Verhalten ändern. Wenn sie weniger arbeiten würden, liefen sie Gefahr, zu den Arbeitslosen zu gehören, und wenn sie mehr Lohn verlangen würden, würden die Unternehmen ablehnen oder eine andere Person einstellen.
  • Diejenigen, die keine Arbeit finden, hätten lieber einen Job, aber es gibt keine Möglichkeit, einen zu bekommen—nicht einmal, wenn sie anbieten würden, zu einem niedrigeren Lohn als andere zu arbeiten.

Arbeitslosigkeit als Merkmal des Gleichgewichts auf dem Arbeitsmarkt

Wir haben gezeigt, dass Arbeitslosigkeit im Nash-Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt existieren kann.

Arbeitsmarktgleichgewicht
Die Kombination aus Reallohn und Beschäftigungsniveau, die durch den Schnittpunkt der Lohnsetzungskurve und der Preissetzungskurve bestimmt wird. Dies ist das Nash-Gleichgewicht des Arbeitsmarktes, da weder die Unternehmen noch die Beschäftigten durch eine Änderung ihres Verhaltens eine Verbesserung erreichen könnten. Siehe auch: Gleichgewichtsarbeitslosigkeit, inflationsstabilisierende Arbeitslosenquote.
Gleichgewichtsarbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitssuchenden ohne Arbeit, die durch den Schnittpunkt von Lohnsetzungskurve und Preissetzungskurve bestimmt wird. Dies ist das Nash-Gleichgewicht des Arbeitsmarktes, bei dem weder die Unternehmen noch die Beschäftigten durch eine Änderung ihres Verhaltens eine Verbesserung erzielen könnten. Siehe auch: unfreiwillige Arbeitslosigkeit, konjunkturelle Arbeitslosigkeit, Lohnsetzungskurve, Preissetzungskurve, inflationsstabilisierende Arbeitslosenquote.
Angebotsüberhang
Eine Situation, in der zum aktuellen Preis die angebotene Menge eines Gutes größer ist als die nachgefragte Menge nach dem Gut. Siehe auch: Nachfrageüberhang.

Wir zeigen nun, warum es im Arbeitsmarktgleichgewicht immer Arbeitslosigkeit geben wird, indem wir das Argument aus Einheit 6 verwenden. Dies wird als Gleichgewichtsarbeitslosigkeit bezeichnet.

Arbeitslosigkeit bedeutet, dass es Menschen gibt, die Arbeit suchen, aber keine finden. Dies wird auch als Angebotsüberhang auf dem Arbeitsmarkt bezeichnet, was bedeutet, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften zu einem bestimmten Lohn geringer ist als die Zahl derjenigen Personen, die bereit sind, zu diesem Lohn zu arbeiten. Um zu verstehen, warum es im Gleichgewicht des Arbeitsmarktes immer Arbeitslosigkeit geben wird, betrachten wir die Angebotskurve des Arbeitsmarktes.

In unserem Modell gehen wir davon aus, dass die Angebotskurve vertikal verläuft, was bedeutet, dass höhere Löhne nicht dazu führen, dass mehr Menschen mehr Arbeitsstunden anbieten. Bei höheren Löhnen suchen (und finden) einige Menschen mehr Arbeitsstunden, und andere suchen (und finden) weniger Arbeitsstunden. Aus Einheit 3 wissen Sie, dass der Substitutionseffekt einer Lohnerhöhung (der dazu führt, dass mehr Arbeitsstunden und weniger Freizeit gewählt werden) durch den Einkommenseffekt ausgeglichen werden kann. Der Einfachheit halber zeichnen wir eine Angebotskurve, bei der der Lohn keinen Einfluss auf das Arbeitsangebot hat. Dies ist jedoch nicht von Bedeutung. Das Modell würde sich nicht ändern, wenn höhere Löhne dazu führen würden, dass entweder mehr oder weniger Menschen Arbeit suchen. Um dies zu sehen, können Sie in Abbildung 9.12 mit verschiedenförmigen Angebotskurven experimentieren.

Warum wird es bei einem Arbeitsmarktgleichgewicht immer eine gewisse unfreiwillige Arbeitslosigkeit geben?

  • Wenn es keine Arbeitslosigkeit gäbe: Die Kosten des Arbeitsplatzverlustes sind gleich Null (keine Beschäftigungsrente), da eine Person, die ihren Arbeitsplatz verliert, sofort einen anderen Arbeitsplatz mit gleichen Lohn bekommen kann.
  • Deshalb ist eine gewisse Arbeitslosigkeit notwendig: Diese bedeutet, dass das Unternehmen die Beschäftigten motivieren kann, sich am Arbeitsplatz anzustrengen.
  • Daher liegt die Lohnsetzungskurve immer links von der Arbeitskräfteangebotskurve.
  • Daraus folgt, dass es in jedem Gleichgewicht, in dem sich die Lohnsetzungskurve und die Preissetzungskurve kreuzen, arbeitslose Personen geben muss: Dies wird durch die Lücke zwischen der Lohnsetzungskurve und der Arbeitskräfteangebotskurve deutlich.

Eine weitere Möglichkeit, dies zu erkennen, ist ein erneuter Blick auf Abbildung 9.12. Beachten Sie, dass die Lohnsetzungskurve steil ansteigt, wenn sie sich der Arbeitskräfteangebotskurve nähert, und sowohl die Preissetzungskurve als auch die Kurve der Arbeitsproduktivität übersteigt. Diese Tatsache unseres Modells verdeutlicht eine wichtige Grenze für politische Maßnahmen zum Abbau der Arbeitslosigkeit. Nach unserem Modell würde jede Maßnahme, die die Arbeitslosigkeit auch nur annähernd beseitigen würde, die arbeitgebenden Unternehmen in eine Lage versetzen, in der das Beste, was sie tun könnten, darin bestünde, so hohe Löhne zu zahlen, dass ihre Gewinne wegfielen und sie aus dem Geschäft gedrängt würden.

Übung 9.4 Ist dies wirklich ein Nash-Gleichgewicht?

In diesem Modell unterscheiden sich die Arbeitslosen nicht von den Beschäftigten (außer, dass sie Pech haben). Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Unternehmen, und eine arbeitslose Person kommt zu Ihnen und verspricht, mit dem gleichen Einsatz wie Ihre derzeitigen Beschäftigten zu arbeiten, aber zu einem etwas niedrigeren Lohn.

  1. Wie würden Sie darauf antworten? 
  2. Erklärt Ihre Antwort, warum Arbeitslosigkeit in einem Nash-Gleichgewicht existieren muss? 

Frage 9.6 Wählen Sie die richtige(n) Antwort(en)

Abbildung 9.12 stellt das Modell des Arbeitsmarktes dar. Nehmen wir nun an, dass der Wettbewerb zwischen den Unternehmen abnimmt. Welche der folgenden Aussagen zu den Auswirkungen des verringerten Wettbewerbs ist richtig?

  • Die Preissetzungskurve verschiebt sich nach oben.
  • Die Lohnsetzungskurve verschiebt sich nach unten.
  • Das Gleichgewicht der Reallöhne sinkt.
  • Das Niveau der Arbeitslosigkeit sinkt.
  • Geringerer Wettbewerb bedeutet einen höheren Preisaufschlag. Dadurch sinkt der von den Arbeitskräften beanspruchte Anteil des Produktionsergebnisses und damit auch ihr Reallohn. Folglich verschiebt sich die Preissetzungskurve nach unten.
  • Die Lohnsetzungskurve wird durch das Angebot an Arbeitskräften bestimmt. Sie bleibt daher unbeeinflusst.
  • Geringerer Wettbewerb führt zu einer niedrigeren Preissetzungskurve, während die Lohnsetzungskurve davon unberührt bleibt. Daher verschiebt sich das Gleichgewicht (der Schnittpunkt der beiden Kurven) nach unten und nach links, was einen niedrigeren Reallohn und eine höhere Arbeitslosigkeit zur Folge hat.
  • Da sich die Preissetzungskurve nach unten verschiebt, verschiebt sich der Schnittpunkt der beiden Kurven auf der Lohnsetzungskurve nach unten, wo eine höhere Arbeitslosigkeit herrscht.

Frage 9.7 Wählen Sie die richtige(n) Antwort(en)

Welche der folgenden Aussagen zu den Auswirkungen eines Anstiegs des Reallohns auf das Arbeitsangebot einer Arbeitskraft ist richtig?

  • Der Einkommenseffekt bedeutet, dass die Arbeitskraft ihr Arbeitsangebot erhöhen wird.
  • Der Substitutionseffekt bedeutet, dass die Arbeitskraft ihren Konsum von Freizeit erhöht.
  • Der Einkommens- und der Substitutionseffekt verstärken sich immer gegenseitig und führen zu einem höheren Arbeitsangebot.
  • Bei einem hohen Lohnniveau dominiert der Einkommenseffekt den Substitutionseffekt, was zu einem geringeren Arbeitsangebot führt.
  • Wenn der Reallohn steigt, fühlt sich die Arbeitskraft wohlhabender. Dies würde sie dazu veranlassen, weniger zu arbeiten, mit anderen Worten, der Einkommenseffekt ist negativ.
  • Der Reallohn ist der Preis für den Konsum von Freizeit. Wenn also der Lohn steigt, wird die Freizeit im Verhältnis zu den Konsumgütern (die mit dem Lohn gekauft werden) teurer. Daher würde die Arbeitskraft vom Freizeitkonsum zu Konsumgütern substituieren, was eine geringere Freizeit und ein höheres Arbeitsangebot bedeutet.
  • Die Einkommens- und Substitutionseffekte wirken immer gegeneinander, was zu einem höheren Arbeitsangebot bei niedrigeren Löhnen und einem niedrigeren Arbeitsangebot bei höheren Löhnen führt.
  • Der negative Einkommenseffekt und der positive Substitutionseffekt wirken immer gegeneinander. Bei hohen Löhnen gleicht der erstere den letzteren mehr als aus, was bedeutet, dass die Arbeitskraft ihr Arbeitsangebot verringert (sie verdient bereits genug).

9.7 Wie Veränderungen in der Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen die Arbeitslosigkeit beeinflussen

Zu Beginn dieser Einheit haben Sie über einem Vater und einem Sohn gelesen, die im australischen Bergbausektor arbeiten (Doug und Rob Grey). Der Boom und die Krise in ihrem Leben spiegeln die Veränderungen der wirtschaftlichen Bedingungen in der australischen Wirtschaft wider. Der Boom in der Mineralienbranche hatte den Bau von Bergbauanlagen in Westaustralien, Queensland und dem Northern Territory in großem Umfang zur Folge. Als die Bauarbeiten an den bestehenden Projekten ausliefen, brachen die Weltmarktpreise für Eisenerz ein, was dazu führte, dass keine neuen Minen, Häfen und Verarbeitungsanlagen in Betrieb genommen wurden. In Abbildung 9.1 ist zu sehen, dass die Arbeitslosigkeit zu dem Zeitpunkt anstieg, als der Weltmarktpreis für Eisenerz einbrach.

Die Arbeitslosigkeit nahm zu, weil die Nachfrage nach Arbeitskräften im Bergbau und in den damit verbundenen Dienstleistungsbereichen zurückging. Nicht nur die Nachfrage nach Mineralien ging zurück, sondern auch die Nachfrage nach den Waren und Dienstleistungen, die die Familie Grey und andere wie sie gekauft hätten, wenn sie ihre Arbeitsplätze behalten hätten. Infolgedessen sank die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen in der gesamten Wirtschaft und damit auch die abgeleitete Nachfrage nach Arbeitskräften. Der Begriff „abgeleitete Nachfrage nach Arbeitskräften“ wird verwendet, um die Tatsache hervorzuheben, dass die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften von der Nachfrage nach ihren Waren und Dienstleistungen abhängt.

konjunkturelle Arbeitslosigkeit
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit über die Gleichgewichtsarbeitslosigkeit hinaus, der durch einen Rückgang der aggregierten Nachfrage im Rahmen des Konjunkturzyklus verursacht wird. Auch bekannt als: Nachfragebedingte Arbeitslosigkeit. Siehe auch: Gleichgewichtsarbeitslosigkeit.

Ökonominnen und Ökonomen verwenden den Begriff aggregiert—das heißt die Addition zu einem Ganzen, nicht nur der Teile—zur Beschreibung von Fakten oder Variablen, die die gesamte Wirtschaft betreffen. Die aggregierte Nachfrage ist zum Beispiel die Summe der Nachfrage nach allen in der Wirtschaft produzierten Waren und Dienstleistungen, sei es von Verbrauchenden, Unternehmen, der Regierung oder von Kaufenden in anderen Ländern. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit, der durch den Rückgang der aggregierten Nachfrage verursacht wird, wird als ‚nachfragebedingte‘ Arbeitslosigkeit bezeichnet—oder, wie wir in Einheit 13 lernen werden, als konjunkturelle Arbeitslosigkeit.

Wie sieht diese nachfragebedingte Arbeitslosigkeit in unserem Modell des Arbeitsmarktes aus, und wie verhält sie sich zur Arbeitslosigkeit im Nash-Gleichgewicht des Arbeitsmarktes?

Arbeitslosigkeit, unfreiwillig
Der Zustand, arbeitslos zu sein, aber lieber einen Arbeitsplatz zu den gleichen Löhnen und Arbeitsbedingungen zu haben wie die sonst beschäftigten Personen. Siehe auch:Arbeitslosigkeit.

Folgen Sie den Schritten in Abbildung 9.13, um die Arbeitslosigkeit im Arbeitsmarktgleichgewicht (bei X) mit der Arbeitslosigkeit zu vergleichen, die durch ein niedriges Niveau der aggregierten Nachfrage (bei B) verursacht wird. Eine arbeitslose Person am Punkt X ist unfreiwillig arbeitslos, weil sie eine Arbeitsstelle zu dem Reallohn annehmen würde, der sich aus dem Schnittpunkt von Lohn- und Preissetzungskurve ergibt.

Eine arbeitslose Person am Punkt B ist ebenfalls unfreiwillig arbeitslos. Eine solche Person würde nämlich eine Stelle annehmen, deren Lohn unter dem bei B angezeigten Lohn liegt, und wäre dennoch bereit, hart dafür zu arbeiten.

Gleichgewicht und nachfragebedingte (konjunkturelle) Arbeitslosigkeit.
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Abbildung 9.13 Gleichgewicht und nachfragebedingte (konjunkturelle) Arbeitslosigkeit.

Punkt X
: Im Punkt X befindet sich die Arbeitslosigkeit auf dem Niveau des Arbeitsmarktgleichgewichtes. Eine Person, die im Punkt X ihren Arbeitsplatz verliert, ist nicht indifferent zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, da der Verlust des Arbeitsplatzes mit Kosten verbunden wäre.
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Punkt X

Im Punkt X befindet sich die Arbeitslosigkeit auf dem Niveau des Arbeitsmarktgleichgewichtes. Eine Person, die im Punkt X ihren Arbeitsplatz verliert, ist nicht indifferent zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, da der Verlust des Arbeitsplatzes mit Kosten verbunden wäre.

Punkt B
: Im Punkt B gibt es weitere Arbeitssuchende, die ebenfalls unfreiwillig arbeitslos sind. Die zusätzliche Arbeitslosigkeit bei B ist auf eine geringe aggregierte Nachfrage zurückzuführen und wird als nachfragebedingte oder konjunkturelle Arbeitslosigkeit bezeichnet.
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Punkt B

Bei B gibt es zusätzliche Arbeitsuchende, die ebenfalls unfreiwillig arbeitslos sind. Die zusätzliche Arbeitslosigkeit bei B ist auf eine geringe aggregierte Nachfrage zurückzuführen und wird als nachfragebedingte oder konjunkturelle Arbeitslosigkeit bezeichnet.

Das Nash-Gleichgewicht
: Im Punkt B ist die gesamte unfreiwillige Arbeitslosigkeit durch die Summe aus konjunktureller und Gleichgewichtsarbeitslosigkeit gegeben. Punkt X ist das Nash-Gleichgewicht des Arbeitsmarktes, was bedeutet, dass alle Beteiligten das Beste tun, was sie angesichts der Handlungen der anderen Beteiligten tun können. Keine Arbeitskraft und kein Unternehmen kann ihre Position durch eine Änderung ihrer Handlungen verbessern.
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Das Nash-Gleichgewicht

Im Punkt B ist die gesamte unfreiwillige Arbeitslosigkeit durch die Summe aus konjunktureller und Gleichgewichtsarbeitslosigkeit gegeben. Punkt X ist das Nash-Gleichgewicht des Arbeitsmarktes, was bedeutet, dass alle Beteiligten das Beste tun, was sie angesichts der Handlungen der anderen Beteiligten tun können. Keine Arbeitskraft und kein Unternehmen kann ihre Position durch eine Änderung ihrer Handlungen verbessern.

Wir bezeichnen das Niveau der Arbeitslosigkeit am Punkt X als Gleichgewichtsarbeitslosigkeit, aber was ist mit Punkt B? Könnte eine hohe nachfragebedingte Arbeitslosigkeit ein langfristiges Ergebnis sein? Wird das Verhalten der Unternehmen und der Beschäftigten dazu führen, dass die durch unzureichende aggregierte Nachfrage verursachte Arbeitslosigkeit verschwindet?

Wir können sehen, dass B kein Nash-Gleichgewicht ist. An diesem Punkt würde die Personalabteilung—in Anbetracht der hohen Arbeitslosenquote—sicherlich sagen: „Bei einer so hohen Arbeitslosigkeit könnten wir Beschäftigten viel weniger bezahlen, und sie würden trotzdem ihre Arbeit machen!“ Da das Unternehmen durch eine Senkung des Lohns höhere Gewinne erzielen könnte, solange es oberhalb der Lohnsetzungskurve bleibt, ist B kein Nash-Gleichgewicht.

Dennoch könnte ein Ergebnis wie an Punkt B für lange Zeit bestehen bleiben, gegeben dass keine staatliche Maßnahmen zur Steigerung der Beschäftigung ergriffen werden.

Um zu verstehen, warum das so ist, müssen wir zunächst nachvollziehen, wie die von Personalabteilungen in der gesamten Wirtschaft getroffenen Entscheidungen, die Löhne zu senken, (unter den richtigen Umständen) zum Verschwinden der konjunkturellen Arbeitslosigkeit führen könnte. Stellen Sie sich vor, die Wirtschaft befände sich an Punkt B (mit allen Unternehmen an Punkten wie B in Abbildung 9.9). Dann würde die folgende Prozesskette ablaufen, ausgehend von der Personalabteilung:

  • Niedrigere Löhne würden die Kosten senken.
  • Das Ausmaß des Wettbewerbs, mit dem das Unternehmen konfrontiert ist, hat sich nicht geändert, sodass die Marketingabteilung den Preis so ändern würde, dass der gewinnmaximierende Preisaufschlag wiederhergestellt wird.
  • Angesichts der niedrigeren Kosten würden die Unternehmen daher die Preise senken.
  • Da die Nachfragekurve des Unternehmens fällt, würden sie mehr verkaufen und damit das Produktionsergebnis und die Beschäftigung steigern.

Abbildung 9.14 zeigt den Anpassungsprozess des Unternehmens. Der Lohn wird von der Personalabteilung auf das niedrigere Niveau gesenkt, und angesichts der niedrigeren Kosten senkt die Marketingabteilung den Preis, um den Gewinn zu maximieren. Die Unternehmen würden sich entlang ihrer Nachfragekurve nach rechts bewegen. Output und Beschäftigung nehmen zu.

Um zu sehen, wo die Preissenkung des Unternehmens aufhört, denken Sie an die neuen Isogewinnkurven, sobald die Kosten für die Einstellung von Arbeitskräften gesunken sind. Erinnern Sie sich an Einheit 7: Da die Kosten (C) gesunken sind, befindet sich die Isogewinnkurve an jedem Punkt auf einem höheren Gewinnniveau als vor dem Rückgang der Löhne.

Wichtig ist, dass die Kurve auch steiler ist als zuvor. Erinnern Sie sich daran, dass die Steigung der Isogewinnkurve (pC)/q ist (Einheit 7, Abschnitt 7.4), sodass zum Beispiel am Punkt B (q*, p*) die Steigung der Isogewinnkurve mit dem niedrigeren Lohn steiler ist.

Folgen Sie den Schritten in Abbildung 9.14, um zu sehen, welchen Preis das Unternehmen setzen wird.

Nach einer Lohnkürzung erhöht ein Unternehmen die produzierte Menge und die Beschäftigung.
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Abbildung 9.14 Nach einer Lohnkürzung erhöht ein Unternehmen die produzierte Menge und die Beschäftigung.

Die neue Isogewinnkurve
: Die neue Isogewinnkurve (bei niedrigerem Lohn), die durch den ursprünglichen Punkt B verläuft, ist jetzt steiler als die Nachfragekurve, sodass das Unternehmen besser abschneiden kann, wenn es den Preis senkt und sich entlang der Nachfragekurve nach rechts unten bewegt, also mehr verkauft.
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Die neue Isogewinnkurve

Die neue Isogewinnkurve (bei niedrigerem Lohn), die durch den ursprünglichen Punkt B verläuft, ist jetzt steiler als die Nachfragekurve, sodass das Unternehmen besser abschneiden kann, wenn es den Preis senkt und sich entlang der Nachfragekurve nach rechts unten bewegt, also mehr verkauft.

Maximale Gewinne
: Das Unternehmen wird dies so lange tun, bis es einen Punkt auf der Nachfragekurve erreicht, an dem eine der neuen dunkelblauen Isogewinnkurven die Nachfragekurve tangiert. Das Unternehmen maximiert die Gewinne im Punkt X.
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Maximale Gewinne

Das Unternehmen wird dies so lange tun, bis es einen Punkt auf der Nachfragekurve erreicht, an dem eine der neuen dunkelblauen Isogewinnkurven die Nachfragekurve tangiert. Das Unternehmen maximiert die Gewinne im Punkt X.

Was könnte schief gehen?

Dieser Prozess erklärt, wie Lohn- und Preissenkungen dazu führen könnten, dass sich die Wirtschaft von B zurück nach X bewegt. Aber reale Volkswirtschaften funktionieren nicht so reibungslos.1 Was könnte also schief gehen?

Widerstand der Beschäftigten gegen eine Senkung des Nominallohns

Die Personalabteilung weiß, dass eine Senkung der Nominallöhne der Beschäftigten nicht einfach ist, da dies bedeutet, dass der tatsächliche Geldbetrag, den alle Beschäftigten erhalten, geringer sein wird. Wie wir in Einheit 6 gesehen haben, zögern Unternehmen oft, die Nominallöhne zu senken, da dies die Arbeitsmoral der Beschäftigten beeinträchtigen und zu Konflikten führen kann. Streiks und der Widerstand der Beschäftigten, wie zum Beispiel die informelle Taktik des „langsamen Arbeitens“, würden den Produktionsprozess unterbrechen. Aus diesen Gründen könnte die Personalabteilung zögern, die Nominallöhne zu kürzen.2

Lohn- und Preissenkungen führen möglicherweise nicht zu höheren Umsätzen und mehr Beschäftigung

Damit die Anpassung von B auf X erfolgen kann, müssen die Unternehmen in der gesamten Wirtschaft die Löhne und Preise nach unten anpassen, und als Reaktion darauf müssen die Unternehmen und Haushalte ihre Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen so weit erhöhen, dass die gesamtwirtschaftliche (oder aggregierte) Nachfrage wieder das Niveau am Punkt X erreicht. Für das einzelne Unternehmen führt eine Preissenkung zu höheren Umsätzen. Sinkende Preise in der gesamten Wirtschaft können jedoch zu Rückgängen bei den Ausgaben führen, wodurch sich die Nachfragekurven der Unternehmen nach links verschieben. Sinkende Preise können dazu führen, dass die Haushalte ihre Ausgaben aufschieben, da sie hoffen, später noch bessere Schnäppchen zu machen. Die Ausgabelücke würde durch ein solches Verhalten der Haushalte noch vergrößert werden. Außerdem geben die Menschen bei sinkenden Löhnen möglicherweise weniger aus, was die Nachfrage verringert.

Bei einer unzureichenden aggregierten Nachfrage können die üblichen gewinnorientierten Entscheidungen der Unternehmen und die Reaktionen der Verbrauchenden in der gesamten Wirtschaft also nicht garantieren, dass die Wirtschaft von B zum Nash-Gleichgewicht bei X gelangt.

Die Rolle der Regierung

Glücklicherweise gibt es einen anderen Weg, um von B zurück zum Nash-Gleichgewicht zu gelangen. Die Regierung könnte Maßnahmen ergreifen, um ihre eigenen Ausgaben zu erhöhen und die Nachfrage der Unternehmen zu steigern. In diesem Fall würden die Unternehmen am Punkt B feststellen, dass sie weniger als die gewinnmaximierende Menge produzieren, und daher mehr Leute einstellen, anstatt die Löhne zu senken. Politische Maßnahmen zur Beeinflussung der Gesamtnachfrage in der Wirtschaft werden in den Einheiten 13–17 behandelt.

Abbildung 9.15 veranschaulicht diesen Fall. Wie zuvor befindet sich die Wirtschaft zu Beginn (nach dem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage) am Punkt B. Anstatt auf eine Erholung der aggregierten Nachfrage zu warten (zum Beispiel durch eine Belebung der weltweiten Nachfrage nach Mineralien) oder darauf, dass sich der Prozess der Lohn- und Preissenkungen in der gesamten Wirtschaft ausbreitet, kann die Regierung das Niveau der aggregierten Nachfrage erhöhen.

Ein Unternehmen erhöht den Output und die Beschäftigung, nachdem die Nachfrage infolge der Geld- oder Finanzpolitik gestiegen ist.
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Abbildung 9.15 Ein Unternehmen erhöht den Output und die Beschäftigung, nachdem die Nachfrage infolge der Geld- oder Finanzpolitik gestiegen ist.

Vor dem Anstieg der Nachfrage
: Wie zuvor beginnt das Unternehmen am Punkt B.
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Vor dem Anstieg der Nachfrage

Wie zuvor beginnt das Unternehmen am Punkt B.

Die Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts
: Denken Sie daran, dass sich die Isogewinnkurven nicht verschieben, wenn sich die Nachfragekurve verschiebt. Das Unternehmen bewegt sich auf eine neue, höhere Isogewinnkurve, wenn die Nachfrage infolge einer höheren Nachfrage in der gesamten Wirtschaft aufgrund von geld- oder finanzpolitischer Maßnahmen ansteigt.
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Die Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts

Denken Sie daran, dass sich die Isogewinnkurven nicht verschieben, wenn sich die Nachfragekurve verschiebt. Das Unternehmen bewegt sich auf eine neue, höhere Isogewinnkurve, wenn die Nachfrage infolge einer höheren Nachfrage in der gesamten Wirtschaft aufgrund von geld- oder finanzpolitischer Maßnahmen ansteigt.

Geldpoliti
No definition available.
Fiskalpolitik
Änderungen der Steuern oder Staatsausgaben zur Stabilisierung der Wirtschaft. Siehe auch: fiskalpolitischer Stimulus, Steuermultiplikator, aggregierte Nachfrage.

Eine Methode besteht darin, dass die Zentralbank die Darlehensaufnahme durch Senkung des Zinssatzes verbilligt. Damit sollen Anreize für die Menschen geschaffen werden, einen Teil ihrer Ausgabenentscheidungen vorzuziehen, insbesondere für Dinge, die häufig mit Darlehensaufnahme gekauft werden, wie zum Beispiel Immobilien oder Autos. Diese Geldpolitik wird in Einheit 10 und in Einheit 15 näher betrachtet. Andere Ansätze bestehen darin, dass die Regierung ihre Ausgaben erhöht oder die Steuersätze senkt. Diese Finanzpolitik ist Gegenstand von Einheit 14.

Wir können das Gelernte in den Abbildungen 9.16 a–c zusammenfassen. Wenn die aggregierte Nachfrage in der Wirtschaft zu niedrig ist, ist die Arbeitslosigkeit höher als im Nash-Gleichgewicht. Die Regierung oder die Zentralbank kann diese nachfragebedingte Arbeitslosigkeit durch Finanzpolitik oder Geldpolitik abbauen. Mit diesen Maßnahmen lässt sich die Arbeitslosigkeit wahrscheinlich schneller abbauen, als wenn man sich allein auf die Kombination von Lohn- und Preisanpassungen (nach unten) durch die Unternehmen in der gesamten Wirtschaft und eine erhöhte Nachfrage der Haushalte und Unternehmen nach Waren und Dienstleistungen verlässt.

Die Anpassung durch Finanzpolitik oder Geldpolitik ist in Abbildung 9.16a dargestellt, die Anpassung durch Lohn- und Preissenkungen in Abbildung 9.16b, und der gesamte Arbeitsmarkt ist in Abbildung 9.16c dargestellt.

Das Unternehmen: Anpassung an die Gleichgewichtsarbeitslosigkeit bei X durch Finanz- oder Geldpolitik.
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Abbildung 9.16a Das Unternehmen: Anpassung an die Gleichgewichtsarbeitslosigkeit bei X durch Finanz- oder Geldpolitik.

Das Unternehmen: Anpassung an die Gleichgewichtsarbeitslosigkeit bei X durch Lohn- und Preissenkungen.
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Abbildung 9.16b Das Unternehmen: Anpassung an die Gleichgewichtsarbeitslosigkeit bei X durch Lohn- und Preissenkungen.

Aggregierter Arbeitsmarkt: Konjunkturelle Arbeitslosigkeit und Gleichgewichtsarbeitslosigkeit.
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Abbildung 9.16c Aggregierter Arbeitsmarkt: Konjunkturelle Arbeitslosigkeit und Gleichgewichtsarbeitslosigkeit.

Übung 9.5 Löhne und aggregierte Nachfrage

Wir haben gesehen, dass in einer Wirtschaft mit niedriger aggregierter Nachfrage und hoher konjunktureller Arbeitslosigkeit eine automatische Anpassung an das Gleichgewicht durch Lohn- und Preissenkungen erfolgen kann. Stellen Sie sich vor, Sie sind eine Arbeitskraft und sehen, dass viele Arbeitskräfte ihren Arbeitsplatz verloren haben, während anderen der Lohn gekürzt wird.

  1. Wie könnte sich dies auf Ihre Ausgaben- und Sparentscheidungen auswirken?
  2. Wie könnte sich dies auf die Anpassung zurück zum Gleichgewicht auswirken?

Frage 9.8 Wählen Sie die richtige(n) Antwort(en)

Abbildung 9.13 stellt den Arbeitsmarkt bei einem negativen Schock der aggregierten Nachfrage dar. Welche der folgenden Aussagen ist richtig?

  • Das neue Gleichgewicht B ist ein Nash-Gleichgewicht.
  • In B ist die Arbeitslosigkeit vollständig konjunkturell.
  • In B können die Unternehmen höhere Gewinne erzielen, indem sie die Löhne senken.
  • Die Anpassung von B nach X erfolgt sofort.
  • B ist kein Nash-Gleichgewicht, da die Unternehmen in der Lage sind, höhere Gewinne zu erzielen, indem sie die Löhne senken.
  • In B ist die Gesamtarbeitslosigkeit die Summe aus Gleichgewichtsarbeitslosigkeit und konjunktureller Arbeitslosigkeit.
  • In B liegt der Reallohn über der Lohnsetzungskurve, sodass die Unternehmen in der Lage sind, den Lohn zu senken und die Arbeitskräfte trotzdem hart arbeiten zu lassen. Dies führt zu höheren Gewinnen.
  • Ein Ergebnis wie B nach einem negativen Schock der aggregierten Nachfrage kann lange Zeit anhalten, wenn keine staatlichen Maßnahmen zur Ausweitung der Beschäftigung ergriffen werden.

9.8 Arbeitsmarktgleichgewicht und die Verteilung des Einkommens

Wie wir gesehen haben, bestimmt das Arbeitsmarktmodell nicht nur die Höhe der Beschäftigung, der Arbeitslosigkeit und des Lohnsatzes, sondern auch die Aufteilung des Outputs der Wirtschaft zwischen den Erwerbspersonen (sowohl den Beschäftigten als auch den Arbeitslosen) und den arbeitgebenden Unternehmen. Das Modell des Arbeitsmarktes ist also auch ein Modell der Einkommensverteilung in einer einfachen Volkswirtschaft, in der es nur diese beiden Gruppen gibt (Eigentümer:innen der Unternehmen und die Arbeitskräfte), wobei ein Teil der Arbeitskräfte ohne Beschäftigung ist.

Wie in Einheit 5 können wir die Lorenzkurve konstruieren und den Gini-Koeffizienten für die Wirtschaft in diesem Modell berechnen. Gehen Sie zu dem Einstein in Einheit 5 zur Lorenzkurve und auf den Einstein am Ende dieses Abschnitts, in denen erklärt wird, wie man den Gini-Koeffizienten mit verschiedenen Arten von Informationen über eine Bevölkerung berechnet.

Die Verteilung des Einkommens im Arbeitsmarktgleichgewicht.
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Abbildung 9.17 Die Verteilung des Einkommens im Arbeitsmarktgleichgewicht.

Im linken Feld der Abbildung 9.17 ist der Arbeitsmarkt einer Wirtschaft mit 80 Beschäftigten in zehn identischen Unternehmen dargestellt. Wie Sie sehen können, gibt es zehn arbeitslose Personen. Jedes Unternehmen ist Eigentum einer Person. Die Wirtschaft befindet sich am Punkt A im Gleichgewicht, wo der Reallohn sowohl ausreichend ist, um die Beschäftigten zur Arbeit zu motivieren, als auch mit dem gewinnmaximierenden Preisaufschlag des Unternehmens auf die Kosten (w = 0,6 in diesem Fall) übereinstimmt.

Das rechte Feld zeigt die Lorenzkurve für das Einkommen in dieser Wirtschaft. Da die arbeitslosen Personen kein Einkommen erhalten, wenn es kein Arbeitslosengeld gibt, beginnt die Lorenzkurve (die durchgezogene blaue Linie) auf der horizontalen Achse rechts von der linken Ecke. Die Preissetzungskurve im linken Feld zeigt, dass der Output der Wirtschaft so aufgeteilt wird, dass die Beschäftigten einen Anteil von 60 % und die Eigentümer:innen den Rest erhalten. Im rechten Feld wird dies durch den zweiten „Knick“ in der Lorenzkurve verdeutlicht, wo wir sehen, dass die ärmsten 90 Personen der Bevölkerung (die zehn arbeitslosen Personen und die 80 Beschäftigten, die auf der horizontalen Achse dargestellt sind) 60 % des gesamten Outputs (auf der vertikalen Achse) erhalten.

Die Größe der schattierten Fläche misst das Ausmaß der Ungleichheit, und der Gini-Koeffizient beträgt 0,36. Wie man den Gini-Koeffizienten aus diesen Daten berechnet, erfahren Sie im Einstein am Ende dieses Abschnitts.

Die Lorenzkurve besteht aus drei Liniensegmenten mit dem Ausgangspunkt bei den Koordinaten (0, 0) und dem Endpunkt (1, 1). Der erste Knick in der Kurve entsteht, wenn wir alle arbeitslosen Personen gezählt haben.

Der zweite ist der innere Punkt, dessen Koordinaten lauten (Anteil an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen, Anteil am gesamten Output in Form von Löhnen). Der Anteil des Outputs, der in Form von Löhnen empfangen wird, der sogenannte Lohnanteil des Gesamteinkommens, s, beträgt

Die schattierte Fläche in der Abbildung—und damit die durch den Gini-Koeffizienten gemessene Ungleichheit—nimmt also zu, wenn:

  • Ein größerer Anteil der Erwerbspersonen ohne Beschäftigung (höhere Arbeitslosenquote) ist: Der erste Knick verschiebt sich nach rechts.
  • Der Reallohn sinkt (oder äquivalent dazu der Preisaufschlag steigt) und sich sonst nichts ändert: Der zweite Knick verschiebt sich nach unten.
  • Die Produktivität steigt, und sich sonst nichts ändert (die Reallöhne steigen nicht): Dies bedeutet, dass der Preisaufschlag steigt, sodass sich der zweite Knick wieder nach unten verschiebt.

Faktoren, die das Arbeitsmarktgleichgewicht beeinflussen: Arbeitslosigkeit und Ungleichheit

Was kann das Beschäftigungsniveau und die Verteilung des Einkommens zwischen Gewinnen und Löhnen im Gleichgewicht verändern? Folgen Sie den Schritten in Abbildung 9.18, um zu sehen, was passieren würde, wenn der Wettbewerb zwischen den Unternehmen zunehmen würde; zum Beispiel als Folge niedrigerer Markteintrittshürden für Unternehmen aus dem Ausland.

Die Auswirkung einer Zunahme des Wettbewerbs, dem die Unternehmen ausgesetzt sind: Die Preissetzungskurve verschiebt sich nach oben und Ungleichheit nimmt ab.
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Abbildung 9.18 Die Auswirkung einer Zunahme des Wettbewerbs, dem die Unternehmen ausgesetzt sind: Die Preissetzungskurve verschiebt sich nach oben und Ungleichheit nimmt ab.

Das anfängliche Gleichgewicht
: Wir gehen von einem Gleichgewicht bei A mit einem Gini-Koeffizienten von 0,36 aus. Angenommen der Wettbewerb zwischen den Unternehmen nimmt zu.
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Das anfängliche Gleichgewicht

Wir gehen von einem Gleichgewicht bei A mit einem Gini-Koeffizienten von 0,36 aus. Angenommen der Wettbewerb zwischen den Unternehmen nimmt zu.

Ein neues Gleichgewicht
: Der von den Unternehmen auf dem Markt verlangte Preisaufschlag sinkt, sodass die Preissetzungskurve höher liegt. Das neue Gleichgewicht liegt bei B.
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Ein neues Gleichgewicht

Der von den Unternehmen auf dem Markt verlangte Preisaufschlag sinkt, sodass die Preissetzungskurve höher liegt. Das neue Gleichgewicht liegt bei B.

Ein neuer Gini-Koeffizient
: Im neuen Gleichgewicht gibt es einen höheren Lohn und ein höheres Beschäftigungsniveau. Ein stärkerer Wettbewerb bedeutet, dass die Unternehmen eine geringere Marktmacht haben: Der Anteil, der in die Gewinne fließt, sinkt, und der Anteil, der in die Löhne fließt, steigt. Die Ungleichheit sinkt: Der neue Gini-Koeffizient beträgt 0,19.
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Ein neuer Gini-Koeffizient

Im neuen Gleichgewicht gibt es einen höheren Lohn und ein höheres Beschäftigungsniveau. Ein stärkerer Wettbewerb bedeutet, dass die Unternehmen eine geringere Marktmacht haben: Der Anteil, der in die Gewinne fließt, sinkt, und der Anteil, der in die Löhne fließt, steigt. Die Ungleichheit sinkt: Der neue Gini-Koeffizient beträgt 0,19.

Der Preisaufschlag würde sinken, und infolgedessen würde der Reallohn, den die Preissetzungskurve anzeigt, steigen, was zu einem neuen Gleichgewicht im Punkt B mit einem höheren Lohn und einem höheren Beschäftigungsniveau führt. Der Anteil des Outputs, der in die Gewinne der Eigentümer:innen fließt, sinkt, und der Anteil, der in die Löhne fließt, steigt.

Frage 9.9 Wählen Sie die richtige(n) Antwort(en)

Abbildung 9.17 ist die Lorenzkurve, die mit einem bestimmten Arbeitsmarktgleichgewicht verbunden ist. Bei einer Bevölkerung von 100 Personen gibt es zehn Unternehmen mit jeweils einer Eigentümerin oder einem Eigentümer, 80 Beschäftigte und zehn arbeitslose Personen. Die Beschäftigten erhalten 60 % des Gesamteinkommens als Lohn. Der Gini-Koeffizient beträgt 0,36. In welchem der folgenden Fälle würde sich der Gini-Koeffizient erhöhen, wenn alle anderen Faktoren unverändert bleiben?

  • Ein Anstieg der Arbeitslosenquote.
  • Ein Anstieg des Reallohns.
  • Ein Anstieg der Produktivität der Beschäftigten bei gleichbleibendem Reallohn.
  • Ein Anstieg des Wettbewerbs, dem die Unternehmen ausgesetzt sind.
  • Ein Anstieg der Arbeitslosenquote würde den ersten Knick der Lorenzkurve nach rechts verschieben. Dadurch wird die Kurve nach unten verschoben und der Gini-Koeffizient erhöht.
  • Ein Anstieg des Reallohns würde den zweiten Knick der Lorenzkurve erhöhen. Dadurch verschiebt sich die Kurve nach oben und der Gini-Koeffizient sinkt.
  • Dies impliziert einen Anstieg des Preisaufschlags beziehungsweise einen Rückgang des Lohnanteils am Gesamteinkommen. Dadurch verschiebt sich der zweite Knick der Lorenzkurve nach unten und der Gini-Koeffizient steigt.
  • Ein stärkerer Wettbewerb würde die Preissetzungskurve im Modell des Arbeitsmarktes anheben, was zu einer höheren Beschäftigung und einem höherem Lohnanteil führen würde. Dadurch verschiebt sich der erste Knick der Lorenzkurve nach links und der zweite Knick nach oben, wodurch der Gini-Koeffizient sinkt.

Einstein Die Lorenzkurve und der Gini-Koeffizient in einer Wirtschaft mit arbeitslosen Personen, Beschäftigten und Eigentümer:innen von arbeitgebenden Unternehmen

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Anhand der Abbildung können wir nun eine Gleichung für den Wert des Gini-Koeffizienten in Abhängigkeit von den folgenden Variablen ableiten:

  • u, der Anteil der Bevölkerung, der arbeitslos ist
  • n, der Anteil der Bevölkerung, der beschäftigt ist
  • w, der Reallohn
  • q, Output je beschäftigter Person
  • s = w/q, der von den Beschäftigten erhaltene Lohnanteil

Erinnern Sie sich, dass der Gini-Koeffizient gleich der Fläche A geteilt durch die Fläche unter der 45-Grad-Linie ist, also gleich A/0,5 = 2A. Wir berechnen A als 0,5 – B, wobei B = B1 + B2 + B3:

Durch Umstellen dieser Variablen erhalten wir:

Daraus folgt, dass der Gini-Koeffizient wie folgt lautet:

Erinnern Sie sich, dass s = w/q ist. Was können wir davon lernen

  • Wenn die Gruppe der Eigentümer:innen relativ kleiner wird: Dann steigt u + n an. Dies impliziert, dass g steigt und der Punkt Y auf der Lorenzkurve nach rechts wandert: Die Ungleichheit nimmt zu. Das liegt daran, dass die gleiche Menge an Gewinn auf weniger Menschen verteilt wird, die dadurch reicher sind als zuvor. Dies könnte die frühe Entwicklung des Kapitalismus von einer Wirtschaft mit kleinen Unternehmen und Manufakturen in Familienbesitz, die jeweils nur wenige Beschäftigte hatten, zu einer modernen Wirtschaft mit konzentriertem Vermögen darstellen.
  • Eine Erhöhung des Anteils w/q, ceteris paribus, verringert den Gini-Koeffizienten: Dadurch verschiebt sich der Punkt Y nach oben.
  • Wenn alle Unternehmen Kooperativen sind: Wenn es keine Eigentümer:innen gibt und die Beschäftigten alles behalten, was sie produzieren (w/q = 1), dann sinkt der Gini-Koeffizient auf g = 2u + n – 1 und der Punkt Y verschiebt sich in die obere rechte Ecke. Wenn es außerdem keine Arbeitslosigkeit gibt, ist u = 0 und n = 1, sodass g = 0 ist: Es herrscht vollkommene Gleichheit, da alle beschäftigt sind und den gleichen Lohn erhalten. Dies setzt voraus, dass die Produktivität unverändert bleibt.
  • Wie wir im Einstein in Einheit 5 gesehen haben, funktioniert diese Berechnung nicht, wenn die Bevölkerung klein ist: In diesem Fall ist die Formel, die wir für den Gini-Koeffizienten abgeleitet haben, wenn eine einzige Person das gesamte Einkommen erhält, nicht gleich 1—so wie es sein sollte. Um dies zu zeigen, nehmen wir an, dass w = 0 ist, sodass das einzige Einkommen an die Eigentümer:innen geht. Dann gehen wir zu unserer obigen Formel g = u + n. Nehmen wir nun an, dass es in der Bevölkerung zehn Personen gibt, von denen nur eine Eigentümer:in ist. Dann ist g = 0,9, obwohl der Gini-Koeffizient in Wirklichkeit 1 ist. Das ist die Verzerrung durch die kleine Bevölkerung. Wenn Sie den Gini-Koeffizienten berechnen, indem Sie die Differenzen zwischen Paaren von Personen in der Bevölkerung nehmen, unterliegt Ihr Ergebnis für g nicht dieser Verzerrung durch die kleine Bevölkerung. Alternativ können Sie das oben berechnete g mit N/(N - 1) multiplizieren, um die Verzerrung zu korrigieren, wobei N die Größe der Bevölkerung ist: Die Multiplikation von 0,9 mit 10/9 ergibt g = 1.

9.9 Arbeitsangebot, Arbeitsnachfrage und Verhandlungsmacht

Auch wenn im Nash-Gleichgewicht des Arbeitsmarktes das Angebot die Nachfrage nach Arbeitskräften immer übersteigen muss (es gibt immer eine gewisse unfreiwillige Arbeitslosigkeit), ist das Angebot an Arbeitskräften dennoch eine der wichtigen Bestimmungsfaktoren dieses Nash-Gleichgewichts. Um zu sehen, warum dies so ist, stellen Sie sich vor, dass es eine Zuwanderung von Menschen gibt, die Arbeit suchen (nehmen Sie an, dass diese Personen potenzielle Arbeitskräfte sind, im Gegensatz zu Personen, die ein Unternehmen gründen wollen), oder dass Personen, die zu Hause geblieben sind, um Kinder zu erziehen, oder die in den Ruhestand gegangen sind, wieder in den Arbeitsmarkt eintreten.

Wie würde sich dies auswirken? Schauen wir uns zunächst an, was mit der Lohnsetzungskurve nach einem Anstieg des Arbeitskräfteangebots geschieht:

  • Neue Arbeitssuchende würden in den Pool der Arbeitslosen eintreten
  • Was die voraussichtliche Dauer des Zeitraums der Arbeitslosigkeit erhöhen würde
  • Durch die Erhöhung der Kosten für den Verlust des Arbeitsplatzes steigt die Beschäftigungsrente, die die Beschäftigten bei dem derzeitigen Lohn und Beschäftigungsniveau erhalten
  • Aber die Unternehmen würden dann mehr als nötig zahlen, um die Motivation der Beschäftigten am Arbeitsplatz zu gewährleisten …
  • … daher würden die Unternehmen die Löhne senken.

Dieser Prozess gilt für jeden Punkt der Lohnsetzungskurve, also muss er auch für die gesamte Kurve gelten. Eine Erhöhung des Arbeitskräfteangebots führt also dazu, dass sich die Lohnsetzungskurve nach unten verschiebt.

Änderungen des Arbeitsangebots: Die Auswirkungen von Einwanderung

Als Beispiel nehmen wir einen Anstieg des Arbeitsangebots aufgrund von Einwanderung. Die Arbeitskräfteangebotskurve würde sich nach rechts verschieben, wie in Abbildung 9.19 dargestellt.

Die Auswirkung der Einwanderung auf die Arbeitslosigkeit.
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Abbildung 9.19 Die Auswirkung der Einwanderung auf die Arbeitslosigkeit.

Die Ausgangssituation
: Die Wirtschaft beginnt am Punkt A mit vier Millionen Beschäftigten zu einem Stundenlohn von 20 USD und einer Erwerbspersonenanzahl von fünf Millionen.
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Die Ausgangssituation

Die Wirtschaft beginnt am Punkt A mit vier Millionen Beschäftigten zu einem Stundenlohn von 20 USD und einer Erwerbspersonenanzahl von fünf Millionen.

Eine Million Erwerbspersonen sind arbeitslos
: Dies wird durch den Abstand U dargestellt.
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Eine Million Erwerbspersonen sind arbeitslos

Dies wird durch den Abstand U dargestellt.

Zugewanderte Personen werden zu Erwerbspersonen und vergrößern das Angebot an Arbeitskräften
: Dadurch erhöht sich die Zahl der Erwerbspersonen (und damit das Angebot an Arbeitskräften) von fünf Millionen auf 5,5 Millionen.
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Zugewanderte Personen werden zu Erwerbspersonen und vergrößern das Angebot an Arbeitskräften

Dadurch erhöht sich die Zahl der Erwerbspersonen (und damit das Angebot an Arbeitskräften) von fünf Millionen auf 5,5 Millionen.

Die Lohnsetzungskurve verschiebt sich nach unten
: Auf jedem Niveau der Beschäftigung gibt es jetzt mehr arbeitslose Erwerbspersonen. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 1,5 Millionen zeigt sich im Abstand U′. Die Bedrohung des Arbeitsplatzverlustes ist größer, und die Unternehmen können sich die Arbeitskraft der Beschäftigten zu einem niedrigeren Lohn sichern.
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Die Lohnsetzungskurve verschiebt sich nach unten

Auf jedem Beschäftigungsniveau gibt es jetzt mehr arbeitslose Erwerbspersonen. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 1,5 Millionen zeigt sich im Abstand U′. Die Bedrohung des Arbeitsplatzverlustes ist größer, und die Unternehmen können sich die Arbeitskraft der Beschäftigten zu einem niedrigeren Lohn sichern.

Unternehmen senken den Lohn
: Der Lohn befindet sich nun an Punkt B der Lohnsetzungskurve in der Abbildung, wobei der Lohn bei 13 USD pro Stunde und die Beschäftigung immer noch bei vier Millionen liegt.
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Unternehmen senken den Lohn

Der Lohn befindet sich nun an Punkt B der Lohnsetzungskurve in der Abbildung, wobei der Lohn bei 13 USD pro Stunde und die Beschäftigung immer noch bei vier Millionen liegt.

Die Gewinne steigen
: Dies veranlasst die Unternehmen, mehr Personen einzustellen, was steigende Löhne entlang der Lohnsetzungskurve erfordert. Der Arbeitsmarkt bewegt sich von Punkt B nach Punkt C.
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Die Gewinne steigen

Dies veranlasst die Unternehmen, mehr Personen einzustellen, was steigende Löhne entlang der Lohnsetzungskurve erfordert. Der Arbeitsmarkt bewegt sich von Punkt B nach Punkt C.

Beschäftigung und Löhne steigen
: Die Löhne steigen an, bis sie die Preissetzungskurve erreichen, was bedeutet, dass die Gewinne wieder mit dem Wettbewerb auf dem Markt vereinbar sind. Im Punkt C beträgt die Beschäftigung 4,5 Millionen Personen, der Lohn 20 USD, und die Arbeitslosigkeit ist auf eine Million Personen zurückgegangen, wie die Strecke U″ zeigt.
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Beschäftigung und Löhne steigen

Die Löhne steigen an, bis sie die Preissetzungskurve erreichen, was bedeutet, dass die Gewinne wieder mit dem Wettbewerb auf dem Markt vereinbar sind. Im Punkt C beträgt die Beschäftigung 4,5 Millionen Personen, der Lohn 20 USD, und die Arbeitslosigkeit ist auf eine Million Personen zurückgegangen, wie die Strecke U″ zeigt.

Kurzfristig wirkt sich die Einwanderung für die in diesem Land bereits Beschäftigten nachteilig aus: Die Löhne sinken und die erwartete Dauer der Arbeitslosigkeit steigt. Langfristig jedoch führt die erhöhte Rentabilität der Unternehmen zu einer Ausweitung der Beschäftigung, die schließlich (wenn keine weiteren Veränderungen eintreten) den Reallohn wieder ansteigen lässt und die Wirtschaft auf ihre ursprüngliche Arbeitslosenquote zurückführt. Infolgedessen sind die bisherigen Beschäftigten nicht schlechter gestellt. Und einwandernde Personen konnten wahrscheinlich ihre wirtschaftliche Situation verbessern—vor allem, wenn sie ihr Heimatland verlassen haben, weil es dort schwierig war, einen Lebensunterhalt zu verdienen.

Wir fassen die Auswirkungen der Zunahme des Arbeitskräfteangebots auf den Arbeitsmarkt zusammen:

  • Die Verschiebung der Lohnsetzungskurve nach unten auf dem ursprünglichen Beschäftigungsniveau senkt den Lohn (nach B).
  • Die Senkung des Lohns führt zu einer Verringerung der Grenzkosten der Unternehmen, und bei unveränderten Nachfragebedingungen werden die Unternehmen zusätzliche Personen einstellen.
  • Infolgedessen nimmt die Beschäftigung zu, sodass sich die Wirtschaft wieder am Schnittpunkt der Preissetzungskurve und der neuen Lohnsetzungskurve, mit gestiegener Beschäftigung, befindet.
  • Der Anstieg des Arbeitskräfteangebots führt zu einem neuen Gleichgewicht mit höherer Beschäftigung, da dieser die Lohnsetzungskurve nach unten verschiebt. Die Neueinstellungen werden gestoppt, wenn der Lohn wieder auf dem Niveau der Preissetzungskurve (bei C) liegt. Im neuen Gleichgewicht ist die Beschäftigung höher und der Reallohn bleibt unverändert.

Übung 9.6 Einwanderung von Gründern und Gründerinnen

Nehmen wir an, dass einige der einwandernden Personen beschließen, Unternehmen zu gründen, anstatt sich anstellen zu lassen. Erläutern Sie, wie sich dies auf die Lohnsetzungskurve, die Preissetzungskurve und das Arbeitsmarktgleichgewicht auswirken wird.

Frage 9.10 Wählen Sie die richtige(n) Antwort(en)

Abbildung 9.17 zeigt das Modell eines Arbeitsmarktes mit 90 Millionen Arbeitskräften. Das derzeitige Arbeitsmarktgleichgewicht liegt bei A. Betrachten wir nun den Fall, dass das Gesamtangebot an Arbeitskräften auf 100 Millionen erhöht wird. Welche der folgenden Aussagen über den Anpassungsprozess auf dem Arbeitsmarkt sind richtig?

  • Anfangs verdoppelt sich die Arbeitslosigkeit.
  • Die höhere Arbeitslosigkeit führt zu einer Verringerung der Beschäftigungsrente der Arbeitskräfte, die zum aktuellen Lohn beschäftigt sind.
  • Die Unternehmen sind gezwungen, die Löhne zu erhöhen, um die Beschäftigten zur Arbeit zu bewegen.
  • Die Lohnsetzungskurve verschiebt sich nach unten.
  • Vor der Erhöhung des Arbeitskräfteangebots gibt es 10 Millionen Arbeitslose. Mit den zusätzlichen 10 Millionen Arbeitskräften verdoppelt sich die Arbeitslosigkeit zunächst auf 20 Millionen Arbeitslose.
  • Höhere Arbeitslosigkeit bedeutet, dass es für die Arbeitskräfte teurer ist, arbeitslos zu sein. Daher steigt die Beschäftigungsrente für die Beschäftigten.
  • Höhere Arbeitslosigkeit bedeutet eine höhere Beschäftigungsrente. Dies bedeutet, dass die Unternehmen in der Lage sind, niedrigere Löhne zu zahlen und die Beschäftigten dennoch zur Arbeit zu motivieren.
  • Höhere Arbeitslosigkeit bedeutet eine höhere Beschäftigungsrente. Dies bedeutet, dass die Unternehmen einen niedrigeren Lohn zahlen können und die Beschäftigten dennoch zu harter Arbeit veranlassen können. Dies gilt für jeden Punkt auf der Lohnsetzungskurve, und deshalb verschiebt sich die Lohnsetzungskurve nach unten.

9.10 Gewerkschaften: Verhandelte Löhne und der Effekt der Gewerkschaftsstimme

Gewerkschaft
Eine Organisation, die überwiegend aus Beschäftigten besteht und zu deren Haupttätigkeiten die Aushandlung von Löhnen und Arbeitsbedingungen für die Gewerkschaftsangehörigen gehört.

Das bisher vorgestellte Modell des Arbeitsmarktes bezieht sich auf Unternehmen und einzelne beschäftigte Personen. In vielen Ländern spielen jedoch Gewerkschaften eine wichtige Rolle für die Funktionsweise des Arbeitsmarktes.3 Eine Gewerkschaft ist eine Organisation, die die Interessen einer Gruppe von Beschäftigten in Verhandlungen mit den Unternehmen über Themen wie Lohn, Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten vertreten kann. Der daraus resultierende Vertrag wird zwischen dem Unternehmen oder der Organisation, die die Unternehmen vertritt und der Gewerkschaft geschlossen.4

Wie Sie in Abbildung 9.20 sehen können, ist der Anteil der Beschäftigten, die unter von Gewerkschaften ausgehandelten Tarifverträgen beschäftigt sind, in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich: von praktisch allen Beschäftigten in Frankreich und einigen nordeuropäischen Volkswirtschaften bis hin zu kaum einer Person in den USA und Südkorea.

Anteil der Beschäftigten, deren Löhne durch Tarifverträge abgedeckt sind (Anfang der 2010er Jahre).
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Abbildung 9.20 Anteil der Beschäftigten, deren Löhne durch Tarifverträge abgedeckt sind (Anfang der 2010er Jahre).

Jelle Visser. 2015. ‘ICTWSS Data base. version 5.0.’. Amsterdam: Amsterdam Institute for Advanced Labour Studies AIAS. Aktualisiert Oktober 2015.

Gewerkschaften und die verhandelte Lohnsetzungskurve

Wenn die Beschäftigten in Gewerkschaften organisiert sind, wird der Lohn nicht von der Personalabteilung festgelegt, sondern durch einen Verhandlungsprozess zwischen Gewerkschaft und Unternehmen. Obwohl der Lohn immer mindestens so hoch sein muss wie der Lohn, der sich aus der Lohnsetzungskurve für das gegebene Niveau der Arbeitslosigkeit ergibt, kann der ausgehandelte Lohn über der Lohnsetzungskurve liegen. Der Grund dafür ist, dass die Drohung des Unternehmens, die beschäftigte Person zu entlassen, nicht mehr die einzige mögliche Machtausübung ist. Die Gewerkschaft kann damit drohen, das Unternehmen (zumindest vorübergehend) zu „entlassen“, indem sie in den Streik tritt, das heißt die Arbeit der Beschäftigten dem Unternehmen entzieht.

Man kann sich eine „verhandelte Lohnsetzungskurve“ vorstellen, die oberhalb der Lohnsetzungskurve liegt und den Lohn angibt, den der Verhandlungsprozess zwischen Gewerkschaft und Unternehmen für jedes Beschäftigungsniveau hervorbringen wird.

Die relative Verhandlungsmacht der Gewerkschaft und des Unternehmens bestimmt, wie weit diese verhandelte Lohnsetzungskurve oberhalb der Lohnsetzungskurve liegt. Die Macht der Gewerkschaft hängt von der Fähigkeit ab, dem Unternehmen Arbeitskräfte vorzuenthalten, sodass ihre Verhandlungsmacht größer ist, wenn sie sicherstellen kann, dass während eines Streiks keine anderen Arbeitskräfte dem Unternehmen ihre Dienste anbieten. Diese und andere Bestimmungsfaktoren der Verhandlungsmacht hängen von den in einer Wirtschaft geltenden Gesetzen und sozialen Normen ab. In vielen Ländern ist es beispielsweise ein schwerwiegender Verstoß gegen eine soziale Norm unter den Beschäftigten, sich um eine Anstellung in einem Unternehmen zu bemühen, dessen Beschäftigten sich im Streik befinden.

Eine mächtige Gewerkschaft kann sich jedoch dazu entschließen, den Lohn nicht zu erhöhen, selbst wenn sie die Macht dazu hat. Der Grund dafür ist, dass selbst eine sehr mächtige Gewerkschaft nur den Lohn festlegen kann und nicht bestimmen kann, wie viele Beschäftigte das Unternehmen einstellt. Ein zu hoher Lohn kann die Gewinne so weit drücken, dass das Unternehmen zahlungsunfähig wird oder die Zahl der Beschäftigten reduziert.

Die Gewerkschaften können sich dafür entscheiden, ihre Verhandlungsmacht einzuschränken. Wenn ihre Lohnfestsetzung einen wesentlichen Teil der Wirtschaft abdeckt, werden sie die Auswirkungen ihrer Lohnentscheidung auf die Löhne und die Beschäftigung in der gesamten Wirtschaft berücksichtigen.

Um den Unterschied zu erkennen, den eine Gewerkschaft ausmacht, sehen wir uns an, wie der Arbeitsmarkt funktionieren würde, wenn nicht das Unternehmen den Lohn festlegt und die Beschäftigten individuell darauf reagieren, sondern der Prozess nun folgendermaßen ablaufen würde:

  1. Die Gewerkschaft legt den Lohn fest.
  2. Das Unternehmen teilt den Beschäftigten mit, dass unzureichende Arbeit zur Kündigung führen wird.
  3. Die Beschäftigten reagieren auf den Lohn und die Aussicht auf Entlassung, indem sie entscheiden, wie hart sie arbeiten wollen.

In diesem Fall setzt das Unternehmen nicht mehr den Lohn fest, der den Gewinn maximiert (der Tangentenpunkt der Isokostengerade für den Arbeitsaufwand und der Beste-Antwort-Funktion bei Punkt A in Abbildung 9.21). Verwenden Sie die Schritte in Abbildung 9.21, um zu sehen, was passiert, wenn die Gewerkschaft und nicht das Unternehmen den Lohn festlegt.

Die Gewerkschaft legt den Lohn des Unternehmens fest.
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Abbildung 9.21 Die Gewerkschaft legt den Lohn des Unternehmens fest.

Das arbeitgebende Unternehmen setzt den Lohn fest
: Im Punkt A legt das Unternehmen den Lohn fest, der den Gewinn im Tangentenpunkt der Isokostengerade und der Beste-Antwort-Funktion maximiert.
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Das arbeitgebende Unternehmen setzt den Lohn fest

Im Punkt A legt das Unternehmen den Lohn fest, der den Gewinn im Tangentenpunkt der Isokostengerade und der Beste-Antwort-Funktion maximiert.

Die Gewerkschaft legt stattdessen den Lohn fest
: Wenn die Gewerkschaft den Lohn festlegt, wird dieser höher sein als der von dem Unternehmen bevorzugte Lohn und das Anstrengungsniveau wäre dementsprechend höher …
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Die Gewerkschaft legt stattdessen den Lohn fest

Wenn die Gewerkschaft den Lohn festlegt, wird dieser höher sein als der von dem Unternehmen bevorzugte Lohn und das Anstrengungsniveau wäre dementsprechend höher …

Größere Anstrengung, aber geringere Gewinne
: … aber die Gewinne wären niedriger (erkennbar an der flacheren Isokostengerade, die durch C verläuft).
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Größere Anstrengung, aber geringere Gewinne

… aber die Gewinne wären niedriger (erkennbar an der flacheren Isokostengerade, die durch C verläuft).

Wie aus der Abbildung hervorgeht, wird der Lohn höher sein als der von den Unternehmen bevorzugte Lohn. Die Beschäftigten werden nun zwar härter arbeiten, aber die Löhne steigen stärker als die Produktivität, sodass die Unternehmen für jeden Dollar, den sie für Löhne ausgeben, weniger Einsatz von den Beschäftigten erhalten. Daraus folgt, dass die Gewinne niedriger sein werden als ohne die Gewerkschaft, das heißt auf der flacheren Isokostengerade, die durch C verläuft, liegen.

Überträgt man Abbildung 9.21 auf das Modell des Arbeitsmarktes in Abbildung 9.22, so stellt man fest, dass die verhandelte Lohnsetzungskurve über der ursprünglichen Lohnsetzungskurve liegt. Betrachtet man das Gleichgewicht, in dem sich die verhandelte Lohnsetzungskurve mit der Preissetzungskurve schneidet, bleibt der Lohn unverändert, aber das Beschäftigungsniveau ist niedriger.

Die verhandelte Lohnsetzungskurve ohne den Effekt der Gewerkschaftsstimme.
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Abbildung 9.22 Die verhandelte Lohnsetzungskurve ohne den Effekt der Gewerkschaftsstimme.

Paradoxerweise scheint es so, als würde der Erfolg der Gewerkschaft bei den Verhandlungen den Beschäftigten schaden, da der Reallohn unverändert bleibt und mehr Menschen arbeitslos sind. Betrachtet man jedoch die Daten zur Reichweite von gewerkschaftlichen Tarifverträgen und die Arbeitslosigkeit in Abbildung 9.23, dann scheint es nicht der Fall zu sein, dass die Arbeitslosigkeit in den Ländern höher ist, in denen die Gewerkschaften bei der Lohnfestsetzung eine wichtige Rolle spielen.

In Österreich, wo fast alle Beschäftigten von gewerkschaftlichen Tarifverträgen erfasst werden, ist die Arbeitslosenquote (im Durchschnitt des Zeitraums 2000–2014) niedriger als in den USA, wo weniger als eine von fünf Arbeitskräften von gewerkschaftlichen Verträgen erfasst werden. In Spanien und Polen war die Arbeitslosigkeit in diesem Zeitraum massiv, wobei die Reichweite der gewerkschaftlichen Tarifverträgen in Spanien sehr groß und in Polen sehr klein ist.

Tarifvertragliche Deckung und Arbeitslosigkeit in der OECD.
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Abbildung 9.23 Tarifvertragliche Deckung und Arbeitslosigkeit in der OECD.

Jelle Visser. 2015. ‘ICTWSS Data base. version 5.0.’. Amsterdam: Amsterdam Institute for Advanced Labour Studies AIAS. Aktualisiert Oktober 2015.

Die Tatsache, dass die Gewerkschaften die Lohnsetzungskurve bis zur neuen „verhandelten Lohnsetzungskurve“ nach oben drücken können, muss also nicht das Ende der Geschichte sein.

Der Gewerkschaftsstimmeneffekt

Nehmen wir an, das Unternehmen und die Gewerkschaft hätten im Laufe der Zeit eine konstruktive Arbeitsbeziehung entwickelt—zum Beispiel, indem sie auftretende Probleme so lösen, dass sowohl die Beschäftigten als auch die Eigentümer:innen davon profitieren. Die Beschäftigten könnten die Anerkennung der Gewerkschaft durch das Unternehmen und dessen Bereitschaft, mit den Beschäftigten einen Kompromiss über höhere Löhne zu schließen, als Zeichen des guten Willens deuten.

Infolgedessen könnten sie sich stärker mit ihrem Unternehmen identifizieren und die Anstrengung als weniger belastend empfinden als zuvor, wodurch sich die Beste-Antwort-Funktion in Abbildung 9.24 nach oben verschiebt.

Das Ergebnis der größeren Verhandlungsmacht der Beschäftigten und ihrer Gegenseitigkeit in Bezug auf die entgegenkommendere Politik des Unternehmens ist als Punkt D in Abbildung 9.24 dargestellt. Der Lohn ist derselbe wie im vorherigen Fall, aber da die Beschäftigten mehr leisten, sind die Gewinne des Unternehmens höher. Man beachte, dass das Unternehmen in dem gezeigten Beispiel immer noch schlechter dasteht, als es ohne die Gewerkschaft gewesen wäre.

Mit der neuen Beste-Antwort-Funktion gibt es natürlich ein Ergebnis für ein lohnsetzendes Unternehmen, das sogar noch besser ist als D—nämlich dann, wenn die Isokostenkurve tangential zur Besten-Antwort-Funktion verläuft (nicht dargestellt). Dies ist jedoch nicht machbar. Die Beschäftigten werden die höheren Anstrengungen nicht unternehmen, wenn es keine Verhandlungen über Löhne und Arbeitsbedingungen gibt, die durch die Rolle der Gewerkschaft bei der Lohnfestsetzung ermöglicht werden.

Die Gewerkschaft legt die Löhne des Unternehmens fest, und die Beschäftigten geben ihre Zustimmung.
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Abbildung 9.24 Die Gewerkschaft legt die Löhne des Unternehmens fest, und die Beschäftigten geben ihre Zustimmung.

Das Unternehmen setzt den Lohn fest
: Im Punkt A legt das Unternehmen den Lohn fest, der im Tangentenpunkt der Isokostengerade und der Beste-Antwort-Funktion den Gewinn maximiert.
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Das Unternehmen setzt den Lohn fest

Im Punkt A legt das Unternehmen den Lohn fest, der im Tangentenpunkt der Isokostengerade und der Beste-Antwort-Funktion den Gewinn maximiert.

Das Unternehmen erkennt eine Gewerkschaft an
: Wenn die Beschäftigten die Anerkennung der Gewerkschaft durch das Unternehmen und dessen Bereitschaft, mit den Beschäftigten einen Kompromiss über einen höheren Lohn zu schließen, als Zeichen des guten Willens interpretieren, verschiebt sich die Beste-Antwort-Funktion nach oben.
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Das Unternehmen erkennt eine Gewerkschaft an

Wenn die Beschäftigten die Anerkennung der Gewerkschaft durch das Unternehmen und dessen Bereitschaft, mit den Beschäftigten einen Kompromiss über einen höheren Lohn zu schließen, als Zeichen des guten Willens interpretieren, verschiebt sich die Beste-Antwort-Funktion nach oben.

Die Wirkung einer beschäftigtenfreundlichen Unternehmenspolitik
: Das Ergebnis der größeren Verhandlungsmacht der Beschäftigten und ihrer Gegenseitigkeit in Bezug auf die beschäftigtenfreundliche Politik des Unternehmens ist als Punkt D dargestellt.
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Die Wirkung einer beschäftigtenfreundlichen Unternehmenspolitik

Das Ergebnis der größeren Verhandlungsmacht der Beschäftigten und ihrer Gegenseitigkeit in Bezug auf die beschäftigtenfreundliche Politik des Unternehmens ist als Punkt D dargestellt.

Wir haben zwei Effekte identifiziert, die aus der Existenz einer Gewerkschaft folgen. Im Diagramm des Arbeitsmarktes können wir beide abbilden:

  • Die Gewerkschaft kann das Unternehmen dazu bringen, einen Lohn zu zahlen, der über dem Minimum liegt, das notwendig ist, um die Beschäftigten zur Arbeit zu bewegen (die verhandelte Lohnsetzungskurve liegt oberhalb der Lohnsetzungskurve).
  • Wird den Beschäftigten sowohl Anerkennung als auch ein Mitspracherecht bei der Entscheidungsfindung eingeräumt, kann dies den negativen Nutzen der Anstrengung verringern und somit den Lohn senken, der erforderlich ist, um die Beschäftigten zu motivieren, effektiv zu arbeiten.

Die beiden Effekte sind in Abbildung 9.25 dargestellt. In dieser Abbildung wird der Fall dargestellt, bei dem im Gleichgewicht mit der Gewerkschaft das Beschäftigungsniveau höher und die Arbeitslosigkeit niedriger ist (Punkt Y) als ohne die Gewerkschaft (Punkt X). Dies liegt daran, dass der zweite Effekt (der so genannte „Gewerkschaftsstimmeneffekt“), der die Lohnsetzungskurve nach unten verschiebt, größer war als der Verhandlungseffekt, der die Lohnsetzungskurve nach oben verschiebt.

Die verhandelte Lohnsetzungskurve und das Arbeitsmarktgleichgewicht bei Vorhandensein eines Gewerkschaftsstimmeneffekts.
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Abbildung 9.25 Die verhandelte Lohnsetzungskurve und das Arbeitsmarktgleichgewicht bei Vorhandensein eines Gewerkschaftsstimmeneffekts.

Aber es hätte auch umgekehrt laufen können. Der Effekt der verhandelten Löhne hätte größer sein können als der Effekt der Gewerkschaftsstimme, und in diesem Fall hätte der Effekt der Gewerkschaften darin bestanden, die Beschäftigung im Arbeitsmarktgleichgewicht zu verringern.

Dies ist ein Grund dafür, dass die Daten in Abbildung 9.23 keinen eindeutigen Zusammenhang (weder positive noch negative Korrelation) zwischen dem Umfang der gewerkschaftlichen Verträge und der Höhe der Arbeitslosigkeit erkennen lassen.

Gewerkschaften können auch die durchschnittliche Arbeitsproduktivität beeinflussen, wodurch sich die Preissetzungskurve verschiebt. Wenn die Gewerkschaften die Kooperation mit dem Management bei der Lösung von Produktionsproblemen fördern, werden das Durchschnittsprodukt und die Preissetzungskurve steigen (was zu höheren Löhnen und geringerer Arbeitslosigkeit führt). Wenn sich die Gewerkschaften gegen Produktivitätsverbesserungen, wie die Einführung neuer Maschinen oder die Änderung von Arbeitsvorschriften, wehren, wird der Effekt in die entgegengesetzte Richtung gehen.

Frage 9.11 Wählen Sie die richtige(n) Antwort(en)

Abbildung 9.21 zeigt die Auswirkungen der gewerkschaftlichen Lohnsetzung. Was können Sie aus dieser Abbildung schließen?

  • Im Vergleich zu A ist der Arbeitsaufwand pro Stunde bei C höher und damit auch der Gewinn des Unternehmens.
  • Die sich daraus ergebende Lohnsetzungskurve wird über der Lohnsetzungskurve ohne Gewerkschaft liegen.
  • Die Folge einer starken Gewerkschaft ist immer ein Anstieg der Arbeitslosigkeit.
  • Bei gewerkschaftlicher Lohnfestsetzung setzt das Unternehmen immer noch den Lohn fest, der seine Gewinne maximiert.
  • Die Isokostengerade verläuft flacher durch C als durch A. Das bedeutet, dass das Unternehmen für jeden Dollar, den es für Löhne ausgibt, weniger Arbeit von den Beschäftigten erhält. Daher ist der Gewinn des Unternehmens bei C niedriger.
  • Aufgrund des Gewerkschaftseffekts müssen den Beschäftigten höhere Löhne gezahlt werden, damit sie hart arbeiten, als wenn es keine Gewerkschaft gibt. Dadurch verschiebt sich die Lohnsetzungskurve nach oben.
  • Wenn die Beschäftigten Gegenseitigkeit zeigen (zum Beispiel, wenn sie den Aufwand für das Unternehmen als weniger negativ empfinden) und es einen „Gewerkschaftsstimmeneffekt“ gibt, dann führt dies zu einer Verschiebung der Lohnsetzungskurve nach unten. Wenn dies den Lohnverhandlungseffekt, der die Lohnsetzungskurve nach oben verschiebt, mehr als ausgleicht, kommt es insgesamt zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit.
  • Anders als bei A produziert das Unternehmen bei C nicht am Tangentenpunkt zwischen der Isokostengerade und der Besten-Antwort-Funktion. Daher setzt es nicht mehr das gewinnmaximierende Lohnniveau fest.

9.11 Arbeitsmarktpolitik zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Ungleichheit

Wie bei der Untersuchung der Auswirkungen von Steuern auf die Preise und Mengen von Gütern in Einheit 8 verwenden wir nun das von uns erstellte Modell des Arbeitsmarktes (die beiden Kurven), um zu sehen, wie eine Politikänderung eine oder beide dieser Kurven verschiebt. Die Wirkung einer Politik wird dadurch bestimmt, wie sie den Schnittpunkt der beiden Kurven verändert.

Zu den Zielen der Arbeitsmarktpolitik gehören in der Regel die Verringerung der Arbeitslosigkeit und die Erhöhung der Löhne (insbesondere für die am wenigsten Wohlhabenden). Später (in den Einheiten 13–16) werden wir sehen, dass zu den Zielen auch die Verringerung der wirtschaftlichen Unsicherheit gehört, der die Familien aufgrund von Zeiten der Arbeitslosigkeit ausgesetzt sind.

Die Wirkung von Politikmaßnahmen, die die Preissetzungskurve verschieben

Bildung und Ausbildung

Nehmen wir an, die Qualität der allgemeinen und beruflichen Bildung künftiger Beschäftigter wird verbessert, wodurch die Arbeitsproduktivität steigt. Wie wirkt sich dieser Produktivitätsanstieg auf die Reallöhne und die Beschäftigung aus?

Der Preisaufschlag, den ein Unternehmen zur Gewinnmaximierung festlegt, wird durch den Wettbewerb bestimmt, dem das Unternehmen ausgesetzt ist, und bleibt daher von der Produktivitätssteigerung unberührt.

Dieser Preisaufschlag bestimmt die Aufteilung der Einnahmen des Unternehmens zwischen den Beschäftigten und den Eigentümer:innen, sodass sich auch hier nichts geändert hat—die Löhne bleiben derselbe Anteil an den Einnahmen. Da also der Output des Unternehmens pro Arbeitskraft gestiegen ist, müssen auch die Reallöhne und die Preissetzungskurve steigen. Das Ergebnis ist ein Anstieg sowohl der Gleichgewichtsbeschäftigung als auch des Reallohns.

Eine Lohnsubvention

Eine mögliche Politikmaßnahme, um die Beschäftigung zu erhöhen, ist eine Subvention, die an Unternehmen im Verhältnis zu den Löhnen (die das Unternehmen an die Arbeitskräfte auszahlt) gezahlt wird. Angenommen, die Einstellung einer Arbeitskraft für eine Stunde würde das Unternehmen 40 USD kosten, aber es würde von der Regierung einen Zuschuss in Höhe von 10 % des Betrags, also 4 USD, erhalten. Die Nettolohnkosten für das Unternehmen würden also 36 USD betragen.

Wie würde sich dies auf die Preissetzungskurve auswirken? Die Kosten des Unternehmens sind nun gesunken. Aber wie oben beschrieben, hat sich der optimale Preisaufschlag, den das Unternehmen zur Bestimmung seines Preises verwendet, nicht geändert, sodass das Unternehmen den Preis senken wird, um den alten Preisaufschlag wiederherzustellen. Wenn alle Unternehmen dies tun, sinken die Preise der Waren, die die Beschäftigten konsumieren, und die Reallöhne steigen.

Der Effekt besteht darin, dass sich die Preissetzungskurve nach oben verschiebt. In beiden Fällen—Bildung und Ausbildung oder Lohnsubventionen—verschiebt sich das neue Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt entlang der Lohnsetzungskurve nach oben und rechts, was zu höheren Löhnen und mehr Beschäftigung in der Wirtschaft insgesamt führt.

Um die vollständige Auswirkung jeder dieser Maßnahmen zu ermitteln, müsste berücksichtigt werden, wie die Bildung und Ausbildung oder die Lohnsubvention finanziert werden. Um jedoch die Funktionsweise des Modells auf einfache Weise zu veranschaulichen, gehen wir davon aus, dass die für diese Programme erforderlichen Mittel aufgebracht werden können, ohne den Arbeitsmarkt zu beeinträchtigen.

Die Wirkung von Maßnahmen, die die Lohnsetzungskurve verschieben

Ein Beispiel dafür, wie die Wirtschaftspolitik die Lohnsetzungskurve beeinflusst, ist in Abbildung 9.26 dargestellt. In diesem Beispiel wird die Arbeitslosenquote konstant bei 12 % gehalten, und wir variieren das Arbeitslosengeld, auf das die Arbeitskraft Anspruch hat. Ein höheres Arbeitslosengeld erhöht den Reservationslohn und verschiebt die Beste-Antwort-Funktion nach rechts: Der höhere Reservationslohn bei einem höheren Arbeitslosengeld wird durch Punkt G dargestellt. Arbeiten Sie die Schritte durch, um zu sehen, was mit der Lohnsetzungskurve und der Arbeitslosigkeit passiert.

Herleitung der Lohnsetzungskurve: Variation der Höhe des Arbeitslosengeldes in der Wirtschaft.
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Abbildung 9.26 Herleitung der Lohnsetzungskurve: Variation der Höhe des Arbeitslosengeldes in der Wirtschaft.

Das Unternehmen legt den Lohn fest
: Wenn die Arbeitslosigkeit 12 % beträgt und das Arbeitslosengeld niedrig ist, setzt das Unternehmen den Lohn am Punkt A im oberen Feld fest, der dem Punkt A im unteren Feld entspricht.
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Das Unternehmen legt den Lohn fest

Wenn die Arbeitslosigkeit 12 % beträgt und das Arbeitslosengeld niedrig ist, setzt das Unternehmen den Lohn am Punkt A im oberen Feld fest, der dem Punkt A im unteren Feld entspricht.

Höheres Arbeitslosengeld
: Es gibt eine neue Lohnsetzungskurve, die durch Punkt C verläuft.
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Höheres Arbeitslosengeld

Es gibt eine neue Lohnsetzungskurve, die durch Punkt C verläuft.

Die Preissetzungskurve
: Wir verwenden die Preissetzungskurve, um das Arbeitsmarktgleichgewicht zu finden. Bei niedrigem Arbeitslosengeld beträgt die Gleichgewichtsarbeitslosigkeit im Punkt D 5 %, bei höherem Arbeitslosengeld steigt die Quote im Punkt C auf 12 %.
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Die Preissetzungskurve

Wir verwenden die Preissetzungskurve, um das Arbeitsmarktgleichgewicht zu finden. Bei niedrigem Arbeitslosengeld beträgt die Gleichgewichtsarbeitslosigkeit im Punkt D 5 %, bei höherem Arbeitslosengeld steigt die Quote im Punkt C auf 12 %.

Es gibt politische Maßnahmen, die sich auf die dritte Kurve in der Abbildung (die Arbeitskräfteangebotskurve) auswirken würden. Wir haben bereits gesehen, wie die Einwanderungspolitik das Angebot an Arbeitskräften und damit die Funktionsweise des Arbeitsmarktes beeinflussen könnte. Andere politische Maßnahmen, die sich auf das Arbeitskräfteangebot auswirken, sind Maßnahmen zur Verbesserung der Beschäftigungschancen von Frauen, wie zum Beispiel subventionierte Kinderbetreuung, oder ein Abbau der Diskriminierung benachteiligter Minderheiten. Diese Maßnahmen wirken sich zunächst dadurch aus, dass sie die Zahl der Erwerbspersonen ohne Arbeit erhöhen und somit die Lohnsetzungskurve nach unten verschieben, wie im Falle der Einwanderung.

9.12 Rückblick: Baristas und Brotmärkte

Wir haben dem Arbeitsmarkt aus zwei Gründen eine ganze Einheit gewidmet:

  • Seine Funktion ist sehr wichtig dafür, wie gut die Wirtschaft den Interessen der Bevölkerung dient.
  • Er unterscheidet sich so sehr von der Funktionsweise vieler bekannter Märkte, dass es für das Verständnis der Wirtschaft unerlässlich ist, diese Unterschiede zu kennen.

Eine gute Möglichkeit, sich diese Unterschiede vor Augen zu führen, besteht darin, den Markt für Brot, den wir in der vorangegangenen Einheit zur Veranschaulichung des Modells eines Wettbewerbsgleichgewichts herangezogen haben, mit dem Markt für, beispielsweise, Baristas zu vergleichen (für Leser:innen, die mit italienisch inspirierten Coffeeshops nicht vertraut sind, Baristas sind diejenigen, die Kaffeegetränke auf Espressobasis zubereiten).

Einen Preis nehmen, einen Preis setzen

Erinnern Sie sich daran, dass im Gleichgewicht des Brotmarktes weder die Verbrauchenden noch die Bäckereien, die Brot verkaufen, davon profitieren konnten, wenn sie einen anderen Preis anbieten würden oder einen anderen Preis festlegten als den, der bei anderen Transaktionen auf dem Markt vorherrschte. Die Kaufenden und Verkaufenden waren im Gleichgewicht preisnehmend:

  • Keine kaufende Person könnte davon profitieren, wenn sie weniger als den aktuellen Preis zahlen würde: Keine Bäckerei würde dem Verkauf zustimmen.
  • Keine kaufende Person könnte einen Vorteil daraus ziehen, mehr als den üblichen Preis zu bezahlen: Das wäre nur rausgeschmissenes Geld. Die Kaufenden auf dem Brotmarkt sind preisnehmend, weil sie das Brot zu einem möglichst niedrigen Preis kaufen wollen.
  • Kein verkaufendes Unternehmen (die Bäckerei) könnte von einem höheren Preis profitieren: Es gäbe keine Kundschaft.
  • Kein verkaufendes Unternehmen könnte einen Vorteil daraus ziehen, einen niedrigeren Preis anzubieten: Das wäre Geldverschwendung. Die Unternehmen können eine so große Kundschaft haben, wie sie wollen, und das zu dem bestehenden Preis.
Reservationslohn
Der Betrag, den eine beschäftigte Person in einer alternativen Beschäftigung, durch Arbeitslosengeld oder andere Unterstützungsleistungen erhalten würde, wenn sie nicht an ihrem derzeitigen Arbeitsplatz beschäftigt wäre.

Stellen Sie sich nun eine kaufende Person auf dem Arbeitsmarkt vor. Dies ist ein Unternehmen, das die Zeit der Arbeitskraft kauft. Der Preis ist der Lohn. Ein Unternehmen, welches sich wie eine Brot kaufende Person verhält, würde der Arbeitskraft den niedrigsten Lohn anbieten, den die Person akzeptieren würde, um den Job anzunehmen. Dieser niedrigstmögliche Lohn ist der Reservationslohn.

Aus Einheit 6 wissen wir, dass ein Unternehmen, das dies tun würde, enttäuscht wäre. Die beschäftigte Person, die nur einen Reservationslohn erhält, muss nicht befürchten, den Job zu verlieren, und hätte daher wenig Anreiz, hart für das Unternehmen zu arbeiten. Stattdessen haben wir gesehen, dass die Unternehmen einen Lohn wählen, um ihre Lohnkosten gegen die positiven Auswirkungen eines höheren Lohns auf die Arbeitsmotivation der beschäftigten Person abzuwägen.

Vollständige und unvollständige Verträge

Auf dem Markt für Brot wird zwischen dem Unternehmen und der Kundschaft ein Vertrag über Brot abgeschlossen, und die Person welche Brot kauft, bekommt, was sie möchte. Es handelt sich um einen vollständigen Vertrag (zur Erinnerung: ein Vertrag muss nicht schriftlich abgeschlossen und nicht unterschrieben werden, um gültig zu sein—die Quittung reicht aus, um eine Rückerstattung zu erhalten, wenn sich die Tüte mit der Aufschrift „frisches Brot“ als eine Woche altes Brot entpuppt hat).

unvollständiger Vertrag
Ein Vertrag, in dem nicht alle Aspekte des Tausches, die die Interessen der Tauschparteien (oder anderer) betreffen, in einklagbarer Weise festgelegt sind.

Auf dem Arbeitsmarkt hingegen bezieht sich der Vertrag in der Regel auf die Arbeitszeit der beschäftigten Person und nicht auf die Arbeit selbst. Da es die Arbeit der beschäftigten Person ist, die die Güter des Unternehmens produziert und die für den Gewinn des Unternehmens wesentlich ist, bedeutet dies, dass der Vertrag ein unvollständiger Vertrag ist: Etwas, das für eine der Vertragsparteien von Bedeutung ist, ist nicht im Vertrag enthalten.

Daraus folgt, dass es für eine kaufende Person auf dem Arbeitsmarkt—anders als auf dem Brotmarkt—keine Geldverschwendung ist, wenn sie mehr bezahlt, als für die Zeit der beschäftigten Person notwendig ist; es ist die Art und Weise, wie die Unternehmen bekommen, was sie wollen (Arbeit) und wie sie Gewinne erzielen. Und da sie über den Preis (das heißt den Lohn) entscheiden, den sie den Beschäftigten anbieten, sind sie preisbestimmende und nicht preisnehmende Unternehmen. Aus diesem Grund funktioniert das Modell des Wettbewerbsgleichgewichts der preisnehmenden Unternehmen aus Einheit 8 auf dem Arbeitsmarkt nicht.

Pareto-Effizienz und ungenutzte Chancen für gegenseitigen Nutzen

In Einheit 4 sind Sie auf viele Situationen gestoßen, in denen das Nash-Gleichgewicht einer sozialen Interaktion nicht Pareto-effizient ist. Beispiele hierfür sind das Gefangenendilemma und das Spiel um öffentliche Güter.

  • Wir verwenden das Nash-Gleichgewicht: Dieses Konzept hilft uns bei der Vorhersage der Ergebnisse, die wir bei der Interaktion zwischen Menschen beobachten werden.
  • Wir verwenden die Pareto-Effizienz: Mit diesem Konzept wird bewertet, ob es ein anderes Ergebnis gibt, bei dem alle Parteien besser (oder mindestens genauso gut) abgeschnitten hätten.

Erinnern Sie sich an Einheit 8: In dem Modell, mit dem wir den Brotmarkt illustriert haben, gab es im Marktgleichgewicht (wo sich die Nachfragekurve und die Angebotskurve schneiden) keine ungenutzten Möglichkeiten für gegenseitigen Gewinn. In dieser Situation ist es nicht möglich, eine Person der Kundschaft oder das verkaufende Unternehmen besser zu stellen, indem eine der Parteien zum Beispiel mehr oder weniger mit der anderen Partei handelt, ohne dass mindestens einer von ihnen schlechter gestellt wird. Das Ergebnis war also Pareto-effizient.

Dies ist auf dem Arbeitsmarkt nicht der Fall. Der Wettbewerb zwischen vielen kaufenden Personen (Unternehmen, die Arbeitskräfte einstellen) und verkaufenden Personen (Arbeitssuchende) führt zu einem Gleichgewichtsergebnis—dem Lohn w* und dem Beschäftigungsniveau N*—, das nicht Pareto-effizient ist. Das bedeutet, dass es ein anderes Ergebnis gibt—einen anderen Lohn und ein anderes Beschäftigungsniveau, das aus der Sicht der verfügbaren Ressourcen und Technologien machbar ist—das sowohl die Unternehmen als auch die Beschäftigten vorziehen würden.

Um dies zu verstehen, stellen Sie sich vor, wir befinden uns im Arbeitsmarktgleichgewicht und eine der arbeitslosen Personen (identisch mit den Beschäftigten) geht zu einem Unternehmen und sagt: „Ich werde genauso hart arbeiten wie der Rest Ihrer Arbeitskräfte, aber Sie können mir etwas weniger zahlen.“

Das Unternehmen denkt: „Wenn ich der Person einen etwas niedrigeren Lohn zahle und diese genauso hart arbeitet wie die anderen, wird sich mein Gewinn erhöhen.“

Für die Person macht es einen großen Unterschied, ob sie einen Job bekommt oder nicht. Sie erhält dann eine Beschäftigungsrente, die angibt, wie viel besser es für sie ist, einen Job zu haben, als keinen zu haben. Das Geschäft ist für die Person gut, auch wenn die Beschäftigungsrente, die sie erhält, etwas niedriger ist als die der anderen Arbeitskräfte (weil der Lohn etwas niedriger ist).

Dieses Beispiel zeigt, dass es ein weiteres technisch mögliches Ergebnis gibt, nämlich die Beschäftigung von N* + 1 Arbeitskräften zum Lohn von w* für N* von ihnen und w* minus ein wenig für die letzte beschäftigte Person. Das stellt sowohl für die bis dahin arbeitslose Person als auch für das Unternehmen eine Verbesserung dar, das Ergebnis (N*, w*) ist also Pareto-ineffizient.

Aber wenn das der Fall ist, warum stellt das Unternehmen die arbeitssuchende Person nicht ein? Die Antwort ist, dass das Geschäft zwar technisch möglich, aber wirtschaftlich nicht machbar ist. Das liegt daran, dass es keine Möglichkeit gibt, das Versprechen der arbeitssuchenden Person, im Gegenzug für einen etwas niedrigeren Lohn genauso hart zu arbeiten wie die anderen, durchzusetzen. Denken Sie daran, dass das w* auf der Lohnsetzungskurve das Minimum ist, das das Unternehmen an identische Arbeitskräfte zahlen kann, um sicherzustellen, dass der Arbeitseinsatz angemessen ist. Das Problem geht also auf eine grundlegende Tatsache in der Beziehung zwischen dem Unternehmen und seinen Beschäftigten zurück: Der Vertrag ist insofern unvollständig, als er nicht in der Lage ist, ein bestimmtes Maß an Anstrengung der Arbeitskraft zu gewährleisten. Das Nash-Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt ist Pareto-ineffizient.

Die Politik und Soziologie von Märkten

Es gibt einen weiteren Unterschied zwischen dem Brotmarkt und dem Barista-Markt. Die Bäckerei kennt wahrscheinlich weder den Namen der Person, die das Brot kauft, noch weiß sie irgendetwas anderes über sie. Sie weiß nur, dass sie das Brot für den richtigen Preis anbietet. Die kaufende Person interessiert sich höchstwahrscheinlich ebenso wenig für die Bäckerei, sie interessiert sich nur für den Geschmack des Brotes.

Denken Sie nun an eine oder ein Barista. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die oder der Barista den Namen ihrer oder seiner direkten Führungskraft nicht kennt? Und andersherum?

Warum dieser Unterschied? Der Brotmarkt ist in der Regel eine einmalige Interaktion zwischen quasi fremden Personen, während der Arbeitsmarkt eine ständige Interaktion zwischen Personen ist, die nicht nur den Namen der anderen kennen, sondern sich auch dafür interessieren, wer die andere Person ist.

Der Führungskraft der oder des Barista ist es wichtig, wie die Person ist, denn ihre Persönlichkeit, ihre Loyalität gegenüber der Marke und die Achtung sozialer Normen wie Ehrlichkeit und harte Arbeit werden die Qualität und Quantität ihrer Arbeit beeinflussen. Der kaufenden Person sind diese Aspekte der beschäftigten Person in der Bäckerei egal, denn was zählt, ist die Qualität des Brotes, die sich leicht feststellen lässt, und wenn der Geschmack nicht stimmt, lässt sich leicht eine neue Bäckerei finden.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht darin, dass die Führungskraft der oder dem Barista vorschreibt, was zu tun ist—sich auf eine bestimmte Art und Weise zu kleiden, zu einer bestimmten Zeit zur Arbeit zu erscheinen und keine Zeit bei der Arbeit zu verschwenden—in der Erwartung, dass ihre Anweisungen befolgt werden. Da die als Barista beschäftigte Person eine Beschäftigungsrente erhält, die sie verlieren würde, wenn die Führungskraft sie entlässt, kann die Führungskraft Macht über die beschäftigte Person ausüben und sie dazu bringen, Dinge zu tun, die sie ohne die Androhung einer Entlassung vielleicht nicht tun würde.

Dies ist auf dem Brotmarkt nicht der Fall. Wenn sich die kaufende Person über die Kleidung des Bäckereipersonals beschwert, wird sie aufgefordert, woanders einzukaufen. Der Unterschied besteht darin, dass weder die kaufende Person noch die die Bäckerei auf dem Brotmarkt eine ökonomische Rente erhält. Für alle von ihnen bringt das Geschäft, das sie abschließen, praktisch den gleichen Ertrag wie die nächstbeste Alternative. Wenn beide praktisch ohne Kosten weggehen können, kann keiner von ihnen Macht über die andere Person ausüben.

Dies sind einige der Unterschiede—sowohl wirtschaftlicher als auch politischer und soziologischer Art—zwischen dem Brotmarkt und dem Barista-Markt. Dies sind auch die Gründe, warum das Modell des Brotmarktes mit preisnehmenden kaufenden Personen und verkaufenden Unternehmen und Markträumung im Gleichgewicht für den Arbeitsmarkt nicht funktioniert. Die Tabelle in Abbildung 9.27 fasst die Unterschiede zusammen.

Markt Brot: ein Markträumungsgleichgewicht bei preisnehmenden Verkaufenden und Kaufenden Baristas: Preisfestzungen durch die Unternehmen und Gleichgewichtsarbeitslosigkeit
Wer kauft? Individuelle Verbrauchende (arbeitgebende) Unternehmen
Wer verkauft? Unternehmen (Geschäfte) Einzelne Arbeitskräfte
Was wird verkauft? Ein Brot Die Zeit der Arbeitskraft
Was will die kaufende Person? Ein Brot Die Arbeitsleistung der beschäftigten Person; nicht ihre Zeit
Wettbewerb zwischen den Verkaufenden? Ja: Es gibt viele Bäckereien, die um den Verkauf von Brot konkurrieren. Ja: Es gibt viele tatsächliche oder angehende Baristas, die miteinander auf dem Arbeitsmarkt konkurrieren
Ist der Vertrag vollständig? Ja: Wenn in der Tüte mit der Aufschrift „Brot“ kein Brot enthalten war, erhält die Kundschaft ihr Geld zurück. Nein: Der Gewinn des Unternehmens hängt von der Leistung der beschäftigten Person pro Stunde/Woche/Monat ab, die nicht im Vertrag steht.
Sind die Kaufenden preisnehmend? Ja: Einzelne kaufende Personen können keinen niedrigeren Preis aushandeln, als andere zu zahlen bereit sind (und sie würden auch nicht mehr zahlen wollen). Der Kaufende (das Unternehmen) legt den Lohn fest, um die Kosten für die Beschäftigung der Person zu minimieren; es kann nicht davon profitieren, wenn es den niedrigsten Lohn anbietet, zu dem die beschäftigte Person (die verkaufende Person) die Stelle annehmen würde.
Gibt es im Gleichgewicht ein Angebots- oder ein Nachfrageüberhang? Nein: Der Markt räumt. Die Verkäufe erfolgen zu dem niedrigsten Preis, den die verkaufende Person akzeptieren würde. Unternehmen bieten einen Lohn an, der über dem Reservationslohn der beschäftigten Person liegt (Mindestpreis, den die verkaufende Person akzeptieren würde), um die Gewinne zu maximieren.

Abbildung 9.27 Unterschiede zwischen dem Arbeitsmarkt und den Wettbewerbsmärkten.

Frage 9.12 Wählen Sie die richtige(n) Antwort(en)

Welche der folgenden Aussagen sind richtig?

  • Verträge sind sowohl auf wettbewerblichen Gütermärkten als auch auf Arbeitsmärkten vollständig.
  • Auf einem wettbewerblichen Gütermarkt sind die Kaufenden preisnehmend, während auf einem Arbeitsmarkt die Kaufenden von Arbeitsplätzen (die Unternehmen) die Preise festlegen.
  • Auf wettbewerblichen Gütermärkten gibt es weder für die Kaufenden noch für die Verkaufenden eine ökonomische Rente. Im Gegensatz dazu erhalten auf Arbeitsmärkten die Verkaufenden ökonomische Renten.
  • Soziale Normen haben weder auf Güter- noch auf Arbeitsmärkten einen Einfluss auf die Ergebnisse.
  • Auf einem wettbewerblichen Gütermarkt können Sie, wenn das, was Sie kaufen, nicht dem entspricht, was in der Werbung angepriesen wird, das verkaufende Unternehmen vor Gericht verklagen, um die Erfüllung des Vertrags zu erreichen. Auf einem Arbeitsmarkt bezieht sich der Vertrag auf die Arbeitszeit der beschäftigten Person und nicht auf die Arbeit (oder den Aufwand) selbst, weshalb der Vertrag unvollständig ist.
  • Auf einem wettbewerblichen Gütermarkt können einzelne kaufende Personen keinen niedrigeren Preis aushandeln, als andere zu zahlen bereit sind. Daher sind sie preisnehmend. Auf dem Arbeitsmarkt setzen die Unternehmen den Lohn so fest, dass die Kosten für die Beschäftigung der Arbeitskraft und deren Anreiz zu arbeiten möglichst gering sind, und würden nicht davon profitieren, wenn sie den niedrigsten Lohn anbieten, zu dem die Arbeitskraft (die verkaufende Seite des Arbeitsmarkts) die Stelle annehmen würde. Sie sind also preissetzend.
  • Auf einem wettbewerblichen Gütermarkt besteht die nächstbeste Alternative für die Kaufenden darin, in einem anderen Geschäft zu kaufen, während die nächstbeste Alternative für die Verkaufenden darin besteht, an andere Kundschaft zu verkaufen. Keine der beiden Parteien ist schlechter dran, wenn sie das Geschäft verlässt, und daher erhalten sie keine ökonomischen Renten. Auf dem Arbeitsmarkt hingegen sind die Verkaufenden (die Beschäftigten) schlechter gestellt, wenn sie arbeitslos sind. Daher erhalten sie Beschäftigungsrenten.
  • Auf Gütermärkten werden Verträge notfalls durch Gerichte und nicht durch Normen durchgesetzt. Auf den Märkten für Arbeitskräfte hingegen wirken sich die Arbeitsmoral der Beschäftigten und/oder das Gefühl der Gegenseitigkeit gegenüber dem arbeitgebenden Unternehmen auf ihre Produktivität am Arbeitsplatz aus.

9.13 Schlussfolgerung

Das Modell des Arbeitsmarktes unterscheidet sich deutlich von dem Modell des Gleichgewichts eines Wettbewerbsmarkts bei preisnehmenden Verkaufenden und Kaufenden (wie in Einheit 8). Der offensichtlichste Unterschied besteht darin, dass der Arbeitsmarkt auch im Gleichgewicht nicht räumt.

Unfreiwillige Arbeitslosigkeit im Arbeitsmarktgleichgewicht ist unvermeidlich, weil:

  • Arbeitgebende Unternehmen und Beschäftigte einen Interessenkonflikt haben: Es geht darum, wie hart die Beschäftigten arbeiten.
  • Arbeitgebende Unternehmen können keinen vollständigen Vertrag mit ihren Beschäftigten abschließen: Sie können die Qualität und Quantität der Arbeitsleistung, die sie erhalten, nicht festlegen.

Das Ausmaß der Gleichgewichtsarbeitslosigkeit wird davon beeinflusst, wie Regierungen den Arbeitsmarkt und andere Märkte regulieren. In den Einheiten 16 und 17 werden wir sehen, wie diese Politik und das Verhalten der Gewerkschaften und Unternehmen die Arbeitslosigkeit in den verschiedenen Ländern in den letzten Jahrzehnten beeinflusst hat.

Die Arbeitslosigkeit kann infolge eines Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen höher sein als die Gleichgewichtsarbeitslosigkeit. Im Beispiel der Greys in Australien war dies auf die globalen Entwicklung der Nachfrage nach Rohstoffen zurückzuführen. Es gibt aber noch viele andere Ursachen für Schwankungen der aggregierten Nachfrage, die in den nächsten Einheiten untersucht werden.

Wenn die Arbeitslosigkeit aufgrund mangelnder aggregierter Nachfrage über das Gleichgewicht steigt, können Regierungen und Zentralbanken durch Finanzpolitik und Geldpolitik die Arbeitslosigkeit senken. Dies funktioniert wahrscheinlich besser, als sich darauf zu verlassen, dass die Unternehmen die Löhne und Preise senken und die Haushalte und Unternehmen auf diese sinkenden Löhne und Preise mit einer Erhöhung ihrer Ausgaben reagieren.

Prinzipal–Agent-Beziehung
Diese Beziehung besteht, wenn eine Partei (der Prinzipal) möchte, dass eine andere Partei (der Agent) auf eine bestimmte Art und Weise handelt oder eine Eigenschaft hat, die im Interesse des Prinzipals liegt und die nicht in einem verbindlichen Vertrag durchgesetzt oder garantiert werden kann. Siehe auch: unvollständiger Vertrag. Auch bekannt als: Prinzipal-Agent-Problem.

Das Prinzipal-Agent-Modell des Unternehmens und der beschäftigten Person, das wir in dieser Einheit verwendet haben, wird in der nächsten Einheit in einem neuen Rahmen erscheinen: Dem Kreditmarkt. Während auf dem Arbeitsmarkt der Prinzipal das Unternehmen und der Agent die beschäftigte Person ist, ist auf dem Kreditmarkt der Prinzipal die darlehnsgebende Person und der Agent die darlehnsnehmende Person. Wir haben hier gesehen, dass es im Arbeitsmarktgleichgewicht einige Personen gibt, die unfreiwillig arbeitslos sind, einen Arbeitsplatz suchen und bereit sind, für den geltenden Lohnsatz zu arbeiten. Auch auf dem Kreditmarkt wird es Menschen geben, die ein Darlehen suchen und bereit sind, den üblichen Zinssatz zu zahlen, aber kein Darlehen erhalten.

In Einheit 9 eingeführte Konzepte

Bevor Sie fortfahren, sollten Sie diese Definitionen wiederholen:

9.14 Quellen

  • Bewley, T. 2007. ‘Fairness, Reciprocity and Wage Rigidity’. Behavioral Economics and its Applications, eds. Peter Diamond und Hannu Vartiainen, pp. 157–188. Princeton, NJ: Princeton University Press.
  • Campbell, C. M., und K. S. Kamlani. 1997. ‘The Reasons For Wage Rigidity: Evidence From a Survey of Firms’. The Quarterly Journal of Economics 112 (3) (August): pp. 759–789.
  • Carlin, Wendy und David Soskice. 2015. Macroeconomics: Institutions, Instability, and the Financial System. Oxford: Oxford University Press. Chapters 2 and 15.
  • Council of Economic Advisers Issue Brief. 2016. Labor Market Monopsony: Trends, Consequences, and Policy Responses.
  • Freeman, Sunny. 2015. ‘What Canada can learn from Sweden’s unionized retail workers’. Huffington Post Canada Business. Aktualisiert am 19. März 2015.
  • Hirsch, Barry T. 2008. ‘Sluggish institutions in a dynamic world: Can unions and industrial competition coexist?’. Journal of Economic Perspectives 22 (1) (February): pp. 153–176.
  1. T. Bewley. 2007. ‚Fairness, Reciprocity and Wage Rigidity‘. Behavioral Economics and its Applications, veröffentlicht von Peter Diamond und Hannu Vartiainen, pp. 157–188. Princeton, NJ: Princeton University Press. 

  2. C. M. Campbell und K. S. Kamlani. 1997. ‘The reasons for wage rigidity: Evidence from a survey of firms’. The Quarterly Journal of Economics 112 (3) (August): pp. 759–789. 

  3. Sunny Freeman. 2015. ‘What Canada can learn from Sweden’s unionized retail workers’. Huffington Post Canada Business. Aktualisiert am 19. März 2015. 

  4. Barry T. Hirsch. 2008. ‘Sluggish institutions in a dynamic world: Can unions and industrial competition coexist?’ Journal of Economic Perspectives 22 (1) (Februar): pp. 153–176.